Liste von 4 Artikeln von 03.12.1993 bis 14.05.2008

Thema » FBZ / ZGS·14 / Bunker Fuchsbau als Technisches Denkmal nach Schließung durch Bundeswehr und Wiederöffnung durch THW

#4 » Geheimnisvoller Fuchsbau × Märkische Oderzeitung vom 14.05.2008

Bei Fürstenwalde hatte der Warschauer Pakt einst eine Kommandozentrale / Jetzt gibt es dort Bunker-Führungen

Petersdorf (MOZ). Seit knapp zwei Jahren ist eines der bestgehüteten Geheimnisse der DDR für Jedermann zugänglich: der Fuchsbau bei Fürstenwalde (Oder-Spree). Bis zu 27 Meter tief unter der Erde befand sich dort eine der Zentralen für die Luftüberwacchung im Warschauer Pakt.

Sie kommen aus den neuen und alten Bundesländern, selbst britische Geheimdienstmitarbeiter waren schon da: Sie alle wollen einen Blick in eine Anlage werfen, von deren Bedeutung jahrzehntelange nur wenige wissen durften. In der Nähe von Fürstenwalde, in Petersdorf bei Bad Saarow, liegt mehrere Meter unter der Erde ein Bunker. Im "Fuchsbau" befand sich seit Ender der 70er Jahre einer von zwei Gefechtsständen des Warschauer Paktes. In einem großen Saal wurde rund um die Uhr die militärische und zivile Luftlage überwacht. Der Bunker war so angelegt, dass die Militärs dort nach einem Atomschlag noch 24 Stunden hätten überleben können - um den Gegenschlag zu führen.

Inwischen kann man erstmals etwas nachvollziehen, was dort umgeben von atombombensicheren Beton und abgeschirmt von tonnenschweren Schleusen vor sich ging. Seit zwei Jahren hat eine Interessengemeinschaft einige der 200 Räume wieder eingerichtet, unter anderem auch den Führungssaal. "Wir können inzwischen die reale Luftlage im Umkreis von 300 Kilometern darstellen", sagt Hans-Joachim Pötzsch, Vorsitzender der Interressengemeinschaft, der eine dreistündige Führung durch das verzweigte Bauwerk anbietet. Er weiß wovon er redet: Er hat selbst in dem Bunker gearbeitet.

Pötzsch spart dabei die wechselvolle Geschichte des Fuchsbau nicht aus. KZ-Häftlinge mussten die ersten Stollen ausbauen, nach dem Krieg wurden Strafgefangene eingesetzt. In den 70er Jahren bauten schließlich Pioniere eine komplett neue Anlage. Der Fuchsbau ist der einzige Bunker, in dem drei verschiedene Armeen ihren Dienst getan haben: Waffen-SS, NVA und Bundeswehr, so Pötsch.

In seinen besten Zeiten verbrauchte der Bunker die Energie einer Kleinstadt. Tausende Liter Kühlwasser wurden stündlich benötigt, um das Leben unter der Erde erträglich zu gestalten. Das auf 17 Grad erwärmte Wasser wurde in den Petersdorfer See abgeleitet, der selbst in strengen Wintern nicht zufor. Modernste Technik kam zum Einsatz. In der Warn- und Alarmzentrale, erzählt Hans-Joachim Pötzsch, konnten mit einem Knopfdruck 33000 Sirenen in der DDR in Gang gesetzt werden.

Das alles war eine Art parallele, streng abgeschirmte Welt. "Die Geheimhaltung war groß. Die eine Abteilung wusste nicht, was die andere macht." Auch für westliche Geheimdienste blieb der "Fuchsbau" ein Mysterium. "Es ist nie gelungen, die Arbeit in der Bunkeranlage auszuspionieren", sagt Pötzsch.

Eigentlich sollte die geheime Welt weiterhin verborgen bleiben. Der letzte Nutzer, die Bundeswehr, ließ die Eingänge mit Unmengen von Beton verfüllen. Vor gut zwei Jahren hat der Fürstenwalder Unternehmer Wolfgang Thiede das Areal gepachtet. Mit Freiwilligen war zuvor der Beton beseitigt worden. Seit einiger Zeit werden die Führungen durch die scheinbar endlosen unterirdischen Gänge und Räume angeboten. Das Interesse sei groß, sagt Pötzsch.

Doch beinahe wäre die ganze Mühe umsonst gewesen. Vor kurzen drangen Einbrecher in den Bunker ein. Sie müssen sich ausgekannt haben, denn sie nutzten einen 19 Meter langen Abstieg, von dem nur wenige wissen, ein ehemaliger Notausstieg. Die Täter verwüsteten viel, nahmen elektronische Geräte mit, die die Interessengemeinschaft mühevoll zusammengetragen hatte. Der erste Schreck darüber ist inzwischen verdaut. Spender gaben neue Geräte. Denn trotz Eintritt: Das technische Denkmal, das der Fuchsbau inzwischen ist, kostet Geld. Allein die Stromversorgung, wenn auch auf sehr viel niedrigeren Niveau als früher, ist schon ein Faktor.

Führungewn jeweils sonnabends 10 Uhr, Eintritt 20 Euro, Anmeldung unter Tel. 03361 770021. Informationen im Internet unter www.bunker-fuchsbau.de

Abgeschottet von der Aussenwelt: Um in den Bunker bei Fürstenwalde zu gelangen, müssen zahlreiche Schleusen passiert werden. Die Türen wiegen mehrere Tonnen.     Abbildung Copyright MOZ

#3 » Führungssaal wird hergerichtet × Märkische Oderzeitung vom 02.02.2007

Bunker "Fuchsbau" bei Fürstenwalde seit Dezember "Technisches Denkmal"

Fürstenwalde (MOZ). Unter den Rauhener Bergen bei Fürstenwalde erstreckt sich der weit ausgedehnte Bunker "Fuchsbau". Seit dem 4. Dezember ist das Bauwerk ein "Technisches Denkmal", wie die Interessengemeinschaft, die sich um die historische und technische Dokumentation des Bunkers kümmert, jetzt mitteilte.

Der 1942 eingerichtete Bau war bis 1994 in Betrieb. "Wir können hier Übertragungs- und Aufklärungstechnologien aus sechs Jahrzehnten zeigen", sagt Hans-Joachim Pötzsch von der Interessengemeinschaft Bunker Fuchsbau.

Im "Fuchsbau" geht es äußerst eng zu - Platzangst darf der Besucher nicht haben. Die tonnenförmig geschwungenen Wände erinnern an den Innenraum eines U-Bootes. In der Mitte eines Raumes steht ein Schaltpult, das so unspektakulär aussieht, wie die Telephonzentrale einer Provinzfeuerwehr. Links am Rand des Kastens befindet sich eine Reihe mit 15 Knöpfen, auf denen die Namen der 15 Bezirke der DDR zu lesen sind. "Genau an dieser Stelle wäre im Falle eines Angriffs aus dem Westen der zentrale Alarm für die DDR ausgelöst worden", erklärt Pötzsch.

Neben dem Schaltpult steht eine ebenso unscheinbare Sprecherbox. Von hier aus konnten mit einem Knopfdruck die gesamten Rernseh- und Radioprogramme der DDR für Alarmdurchsagen unterbrochen werden.

Die Entstehungszeit des "Schutzbauwerkes" reicht bis in die Zeit des unterirdischen Braunkohlenabbaus Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. 1842 wurde die erste Grube eröffnet. Im Laufe der Jahrzehnte wurden die Rauhener Berge wie ein Emmentaler Käse ausgehölt. 1942 begann die Waffen-SS, die entstandenen Hohlräume zum Bunker auszubauen. Dabei kamen über 900 Zwangsarbeiter zum Einsatz, die in einem nahe gelegenen Außenlager des KZ Sachenhausen eingesperrt waren. Heute erinnert ein Gedenkstein im Wald an diese Etappe der Bunkergeschichte.

Entscheidend für die bis in die 90er Jahre dauernde Nutzung des Bunkers war die Verlegung hochwertiger Kupferkabel in den Vierziger Jahren, die vom Funchsbau aus in das gesamte deutsche Einflussgebiet reichten. Am Kriegsende wurde der Bunker zwar von der Bevölkerung geplündert, die Kupferleitungen blieben jedoch vorhanden. Sie wurden von den Streitkräften der DDR wieder in Betrieb gesetzt und für die Luftraumüberwachung während des "Kalten Krieges" genutzt. Nach der Wende wurde der Fuchsbau von der Bundeswehr übernommen, die die Anlage bis 1994 betrieb.

"Technikinteressierte kommen im Fuchsbau voll auf Ihre Kosten", sagt Pötzsch, der von 1977 bis 1989 technischer Betriebsleiter im Bunker war. So sind Telekommunikationsanlagen aus vier Jahrzehnten in teilweise funktionstüchtigem Zustand erhalten geblieben. "Von der Heb-Dreh-Wähler-Technik bis zur digitalen Übertragung ist hier alles vorhanden", schwärmt Pötzsch.

Eine Atrraktion ist der erhaltene Führungssaal. Dort wurde auf großen Leinwandmonitoren die Luftlage dargestellt. Bis Ostern wollen die Betreiber den Kontrollraum wieder soweit herrichten, dass Besuchern eine Echtzeit-Darstellung des aktuellen Flugverkehrs geboten werden kann.

Die Interessengemeinschaft bietet jeden Sonnaben Führungewn durch den Fuchsbau an. Anmeldung unter Tel. 03361 770021. 20 Euro Eintritt, warme Kleidung wird emphfolen!

Eng wie in einem U-Boot: Hans-Joachim Pötsch (Mitte) zeigt den Besuchern Gernot Wittenberg (l.) und Heinz Winzenhöfer das Signalpult der Alarmzentrale.     Abbildung Copyright MOZ /small>

#2 » In Fürstenwalde geht eine lange Tradition zu Ende × Märkische Oderzeitung von 12/1994

Stadt an der Spree künftig kein Militärstandort mehr

Fürstenwalde (MOZ · Ruth BUDER). Die 375jährige Tradition Fürstenwaldes als Garnisionsstadt geht zu Ende. Was 1619 mit der Einrichtung eines Musterungsplatzes auf Geheiß des Kurfürsten Georg Wilhelm begann, beendete gestern offiziell die Bundeswehr. Die hatte am 3. Oktober 1990, dem Tag der deutschen Einheit, den zentralen Gefechtsstand 14 der Luftstreitkräfte der ehemaligen NVA in Fürstenwalde übernommen und trug seitdem die Verantwortung für die Luftraumüberwachung und -kontrolle in den neuen Bundesländern.

In einem feierlichen Appell stellte gestern der Stellvertreter des Befehlshabers des Luftwaffenführungskommandos, Generalmajor Detlef Wibel, den Gefechtsstand des Luftverteidigungssektors 5 und das Radarführungskommando zum 31. Dezember außer Dienst und entband die beiden Kommandeure Oberst Horst Hempen und Oberst Peter Baumann von ihren Aufgaben. Ab 1. Januar geht ein 15 Mann starkes Nachkommando, unterstützt von Entsorgungsfachleuten, daran, das Objekt "besenrein" zu machen, um es Mitte kommenden Jahres an das Bundesvermögensamt zu übergeben. Länger wird die Entsorgung des Radarführungsbunkers dauern. Der zweistöckige unterirdische Bau in den Rauener Bergen war 1942 von Häftlingen des KZ Sachsenhausen, Außenstelle Ketschendorf, für die Waffen-SS gebaut worden. Der Tarnname "Fuchsbau" für die Funkleitzentrale hat sich in der Region bis heute erhalten.

Die Gemeinden Fürstenwalde, Petersdorf und Rauen, die die Planungshoheit über das Areal haben, rätseln inzwischen, was mit dem Objekt mit seinen Büro-, Unterkunfts- und Kulturgebäuden anzufangen ist. Eine tragfähige Idee gibt es bislang nicht. Spaßvögel plädieren immer noch für eine Champignonzucht im Bunker. Doch die dürfte teuer werden: Allein zehn Zivilisten sind derzeit vor Ort, um die technischen Anlagen in Gang zu halten.

Mit klingendem Spiel endete gestern in Fürstenwalde die Geschichte der Stadt als Militärstandort. Das Musikkorps der Bundesluftwaffe spielte zum Abschluß den "Petersburger Marsch". MOZ-Foto: Winkler

#1 » In ein Objekt ohne Zukunft 10,8 Millionen DM gesteckt × Märkische Oderzeitung vom 03.12.1993

Entsorgung des Bunkers wird teuer / 85 Zivilangestellte vor Entlassung

Fürstenwalde (Ruth BUDER). Ende 1994/ Anfang 1995 gehen im "Fuchsbau", dem Radarführungskommando 3, die Lichter aus. Die Bundeswehr, die mit dem Einigungstag das alte NVA-Objekt übernahm, beschließt damit die Tradition Fürstenwaldes, seit 1609 Garnisionsstadt gewesen zu sein. Die Aufgaben des Gefechtsstandes und die Radarüberwachung des Luftraumes werden von anderen Bundeswehrobjekten bzw. von sechs elektronischen Radartürmen in Ostdeutschland übernommen.

Geplant war hier, an der Grenze zwischen Petersdorf und Fürstenwalde, 30 Millionen DM zu investieren, was hiesigen Firmen etliche Aufträge eingebracht hätte. 10,8 Millionen Mark wurden bereits in das Objekt, das zukunfstsicher sein sollte, gesteckt - und damit in den Sand gesetzt.

"So würde ch das nicht sagen", widerspricht Oberst Horst Kempen, Kommandeur des Radarführungskommandos 3, für den die Nachricht im Juli 1992, daß das Objekt geschlossen wird, auch überraschend kam.

Viel Geld sei in Dachsanierungen geflossen, um die Gebäude zu erhalten. Die miserable Unterkunft für die Soldaten sei auf Bundeswehr-Standard gebracht worden, die Küchensanierung sei wegen hygienischer Bestimmmungen und die Investitionen am Bunker - hier wurde eine rechnergestützte Eingangskontrolle installiert - seien für die Sicherheit der Mitarbeiter nötig gewesen.

Den Baustopp in Ostdeutschland insgesamt, so berichtet Horst Hempen, habe es aus unterschiedlichen Gründen bereits im Februar 1992 gegeben. Deshalb sei auch an dem Stabsgebäude, das nur teilsweise saniert wurde, nicht weitergebaut worden. "Immer wenn Geld fehlt, gerät der Verteidigungshaushalt in Gefahr, als Steinbruch betrachtet zu werden", kritisiert Oberst Hempen mehr die unkalkulierbaren Bonner Politiker als die Planungen der Bundeswehr.

Während die Schließung des "Fuchsbaus" für die 150 Berufssoldaten persönliche Einschnitte mit sich bringt, können sie im Gegensatz zu den rund 85 Zivilangestellten sicher sein, in andere Bundeswehrobjekte übernommen zu werden. "Gemeinsam mit dem Personalrat sind wir dabei, Sozialpläne zu erarbeiten, und wir helfen bei Bewerbungen, soweit uns das möglich ist", gibt der Kommandeur, der Mitte 95 in den Ruhestand gehen wird, zu verstehen. Wer jetzt bereits eine andere Arbeit finde, dem lege man keine Steine in den Weg.

Was mit dem Militärobjekt samt technisch gut ausgestattetem Bunker geschehen soll, weiß auch Oberst Hempen nocht nicht. Was er weiß, ist, daß die Entsorgung des Bunkers, die bereits vorbereitet wird, "sehr teuer" kommt.

Das Bundesvermögensamt prüfe, inwieweit eine andere Bundesbehörde Interesse am Objekt haben könnte, wenn nicht, dürfen die Kommunen Ansprüche anmelden. Aber weder Kreis noch Stadt wissen - abgesehen von unausgegorenen Ideen -, wie man das einstige Militärterrain zivil vermarkten kann.

Die Bundeswehr lässt sich bewachen Am Objekt "Fuchsbau" in Fürstenwalde machen u.a. Volker Schöne (re.) und Karl-Heinz Papenfuß, die bei einem privaten Frankfurter Wachdienst angestellt sind, die Ein- und Ausgangskontrollen und observieren das Militärobjekt. Foto: Buder