High Frequency Active Auroral Research Program » HAARP

Inhalt

1. Versuche mit der Ionosphäre

2. Die Durchleuchtung der Erde


1. Versuche mit der Ionosphäre

An bestimmten Bereichen der Ionosphäre - eine Schicht aus elektrisch geladenen Teilchen, die die Erde umgibt - werden Radiowellen reflektiert und können so die Erdkrümmung überwinden. Wird die Ionosphäre gestört, kann damit der weltumspannende Funkverkehr zusammenbrechen. In den Polregionen kann man ein eindrucksvolles Naturschauspiel beobachten: Polarlichter - Kilometer hohe, flackernde Lichtschleier.

Polarlichter in der Ionosphäre
Der Grund für dieses Lichtspektakel sind geladene Teilchen, die von der Sonne kommen, der so genannte Sonnenwind. Dieser trifft auch die Erde und wird normalerweise vom Erdmagnetfeld abgelenkt. Doch ein Teil des Sonnewinds dringt weiter vor. An den Polen, entlang der Magnetfeldlinien, stoßen die geladenen Teilchen von der Sonne tief in Ionosphäre hinab und bringen die Luftmoleküle zum Leuchten. Zahlreiche elektrisch geladene Teilchen bilden in der Ionosphäre eine Schicht um die Erde, die auch vom Menschen genutzt wird. Radiowellen werden an bestimmtem Schichten dieser Ionosphäre reflektiert und können so die Erdkrümmung überwinden. Kommt es durch starke Sonnenaktivität zu Störungen in der Ionosphärenschicht, so bricht auch dieser Radiowellenempfang zusammen.

Antennenwald in Alaska
Das brachte die Militärs auf eine Idee: In Gakona, Alaska, betreiben die amerikanischen Militärs fernab von jeglicher Zivilisation eine Anlage zur Manipulation der Ionosphäre. Der Name des geheimnisvollen Projekts ist High Frequency Active Auroral Research Program - HAARP. Ein riesiger Antennenwald kann Radiowellen in die Ionosphäre abstrahlen. Mit diesen Radiowellen versucht man die Ionosphäre zu verändern. Mit einer Sendeleistung von 3600 Kilowatt - das entspricht der Leistung von 1000 Fernsehsendern - pumpt man Energie in die Schicht aus elektrisch geladenen Teilchen. Damit wird sie aufgeheizt und dehnt sich an den erwärmten Stellen aus.

Das verändert die Reflexionseigenschaften der Ionosphäre. Die Militärs haben so eine Möglichkeit, dem Gegner Schwierigkeiten zu bereiten und seinen Funkkontakt zu stören. HAARP kann aber auch zur Kommunikation genutzt werden. Von dem Antennenwald ausgesendete Radiowellen werden an der Ionosphäre reflektiert und gelangen als extrem lange Radiowellen rund um den Erdball. Auf diese Weise kann man auch mit abgetauchten Atom-U-Booten jederzeit in Funkkontakt bleiben. Denn nur die extrem langen Radiowellen dringen in die Tiefen des Meeres ein.

Ionosphärenforschung in Norwegen
Es gibt den Verdacht, dass die starken Sender und die großen Antennenanlagen von HAARP auch für diese militärischen Versuche benutzt werden. Doch offiziell soll HAARP lediglich der Erforschung der Ionosphäre dienen. Auch von Europäern werden in der Nähe von Tromsö in Norwegen Versuche mit der Ionosphäre durchgeführt - zu Forschungszwecken. Mit Hilfe von speziellen Anlagen werden Radarimpulse in die Ionosphäre gesendet. Ein kleiner Teil von diesen Signalen wird vor allem durch die Elektronenströme in der Ionosphäre zurückgestreut und von den Antennen wieder empfangen. Daraus lassen sich Rückschlüsse etwa auf die Dichte, Energie und Bewegung der Elektronen ziehen. Die Ionosphäre, ein Teil des Schutzschildes der Erde, ist hoch komplex. Die Folgen all dieser Aktivitäten, vor allem der militärischen, lassen sich nur schwer abschätzen.

ZDF, 1.12.2004, Joachim Bublath

2. Die Durchleuchtung der Erde

Neue Technologie zur U-Boot-Kommunikation und Raketenabwehr
Anchorage - Fernab jeder Zivilisation ist im Landesinneren von Alaska in diesen Tagen mit ganz außergewöhnlichen wissenschaftlichen Experimenten begonnen worden. Von Stacheldrahtzäunen und Hunderten Kilometern Schwarzfichtenwald umgeben, werden dort 36 mysteriöse Antennen getestet, mit deren Hilfe Hochfrequenzstrahlung in die obere Atmosphäre gepumpt werden soll. Die physikalische Erforschung der Ionosphäre, einer elektrisch leitenden Schicht der Atmosphäre, mit Hilfe von Radiowellen ist zwar keineswegs neu und wird weltweit von verschiedenen Wissenschaftlergruppen durchgeführt, unter anderem von deutschen Max-Planck-Forschern im norwegischen TromsÏ oder von russischen Wissenschaftlern in Nowgorod. Spektakulär neu ist aber die gewaltige Energiemenge, die von den Antennen in Alaska in die Atmosphäre gestrahlt werden soll: 1,7 Milliarden Watt im Frequenzbereich zwischen 2,8 und zehn Megahertz. Das entspricht immerhin der Leistung eines großen Kernkraftwerks und legt nahe, daß es hier um mehr als nur Grundlagenforschung geht.

In der Tat wird das Projekt in Alaska von der US Navy und der Air Force geleitet und vom Pentagon finanziert. Projektleiter John L. Heckscher vom Phillips Laboratory der US Air Force in Massachusetts verrät denn auch, daß mit Hilfe dieser Hochleistungsantennen in den Wäldern von Alaska neue Technologien zur Detektion von Marschflugkörpern und zur Kommunikation mit U-Booten entwickelt werden sollen. Einige Wissenschaftler glauben, daß unter dem Mantel der Geheimhaltung sogar Verfahren entwickelt werden könnten, mit denen sich weltweit nach unterirdischen Verstecken fahnden ließe. Die im Rahmen des High-Frequency Active Auroral Research Program -kurz HAARP- in die Atmosphäre gestrahlten energiereichen Radiowellen führen - ganz ähnlich der Wirkungsweise eines Mikrowellenherdes - zu einer Temperaturerhöhung in der Ionosphäre. Auf diese Weise können große leitende Zonen erzeugt werden, die sich dann als Antenne für sehr niederfrequente Wellen nutzen lassen.

Diese können im Gegensatz zu hochfrequenten Wellen Wasser gut durchdringen und werden zur Kommunikation mit getauchten U-Booten genutzt. Bislang geschieht dies jedoch recht aufwendig mit kilometerlangen Antennen, die zum Beispiel rund um eine Insel verlegt sind. Durch geeignete Radioimpulse lassen sich in der Ionosphäre des weiteren aus leitfähigen Ionen auch virtuelle Spiegel erzeugen. An einem solchen "Spiegel" in der höheren Atmosphäre ließen sich von einer Bodenstation kommende Radarwellen reflektieren und damit feindliche Flugzeuge oder Raketen selbst hinter dem optischen Horizont orten - ein militärisch sicherlich sehr attraktives Ziel. Schließlich wird in den USA offen darüber spekuliert, ob mit HAARP die Ziele des mittlerweile aufgegebenen SDI-Programms zur weltraumgestützten Raketenabwehr doch noch erreicht werden könnten. In der Ionosphäre kann sich nämlich die hineingepumpte Energie leicht großräumig verteilen. Ist sie nur groß genug, so könnte die erhitzte Ionosphäre hindurchfliegende Interkontinentalraketen funktionsunfähig machen - zumindest in der Theorie.

Weniger utopisch scheint da die Möglichkeit einer weltweiten "Durchleuchtung" der Erdoberfläche. Niederfrequente Wellen, wie sie von der per Radiowellen erhitzten Atmosphäre weltweit abgestrahlt werden könnten, dringen nicht nur gut in die Tiefe der Meere, sondern auch einige hundert Meter in den Erdboden. Die dort von etwaigen verborgenen Strukturen reflektierten Wellen könnten von Aufklärungsflugzeugen oder Satelliten aufgefangen werden und so ein Abbild von unterirdischen Anlagen liefern. Eine derartige "Tomographie" der Erde könnte von großem Nutzen bei der Suche nach geheimen Anlagen sein, die etwa der Produktion von Atom- oder Chemiewaffen dienen. Doch noch steckt das HAARP-Projekt in seinen Anfängen. Die Zahl der bislang installierten Antennen beträgt erst zehn Prozent der projektierten 360 Sendeantennen. Sie sollen zur Jahrtausendwende voll einsatzbereit sein.

An der Frage, welche negativen Konsequenzen die gigantischen Energiemengen möglicherweise für die Erdatmosphäre haben könnten, scheiden sich die Geister der Experten. Während etwa Richard Williams von der Princton University fürchtet, daß hier der oberen Erdatmosphäre irreparable Schäden drohen, ist der renommierte Atmosphärenforscher Professor James Van Allen der Meinung, daß durch die Versuche allenfalls lokale Störungen des Funkverkehrs auftreten könnten.

19. August 1995, WELT, Autor Peter West

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