Dienstanweisungen des Meteorologischen Dienstes in den LSK/LV

Inhalt

DA 1 » Durchführung von Wetterbeobachtungen und Wettermeldungen (1989)

DA 2 » TAF, Erarbeitung, Verbreitung und Anwendung von Wettervorhersagen zur meteorologischen Sicherstellung (1984)

DA 3 » Wetterwarnungen, Organisation sowie Aufgaben des MD der LSK/LV zur Gewährleistung der Warnung vor gefahrdrohenden Wettererscheinungen (1990)

DA 4 » Nutzung von RADAR-Informationen im MD der LSK/LV

DA 7 » Meteorologische Sicherstellung des DHS

DA 8 » Met. Betreuung der zivilen Flugsicherungsstellen -ACC- (1986)

DA 9 » Einsatz und Nutzung von Vertikal-Sodargeräten und die Verbreitung von SODAR – Meldungen (1989)

DA 10 » Durchführung und Meldungen ornithologischer Beobachtungen im MD der LSK/LV (1986)

DA 12 » Austausch meteorologischer Informationen über Funk (1990)

Die Titel der nur genannten DA können geringfügig abweichen, insgesamt gab es DA bis #16 durchgehend nummeriert. Mehr ist z.Zt. nicht bekannt.

DA 10 Durchführung und Meldungen ornithologischer Beobachtungen im MD der LSK/LV (1986)

Inhalt

DA 10.1 Vorgeschichte

DA 10.2 Zur Entwicklung der DA 10

DA 10.3 Entwicklungsphasen der DA 10

DA 10.4 Anmerkungen zum ORNOB – Code 'NF-10'

DA 10.5 Besonderheiten des ORNOB - Schlüssel's

DA 10.6 Zusammenarbeit mit dem MD der DDR ab 1986

DA 10.7 Schlussbemerkungen


DA 10.1 Vorgeschichte

Mit dem Befehl 174/74 wurden im Geltungsbereich der LSK/LV erstmalig verbindliche Regelungen für eine ornithologische Sicherstellung der Fliegerkräfte getroffen. Einzelheiten wurden durch so genannte „Durchführungsanordnungen“ (DFAO) für die verantwortlichen Bereiche getroffen. In ihnen wurde geklärt, welche Aufgaben in dieser Richtung z.B. dem Meteorologischen Dienst zugeordnet wurden.

Am 22.11.1974 legte die DFAO des Chefs des Stabes fest, welche Einzelmaßnahmen einzuführen waren. Dies betraf u.a. ornithologische Beobachtungen, Einschätzung der orn. Lage und deren Übermittlung an alle FWW im Wetterfernschreibnetz (FWN-2), sowie die Erarbeitung einer diesbezüglichen „Methodischen Anleitung“. Deren Festlegungen wurden in der Folge nur teilweise durchgesetzt und man verzettelte sich in der Zusammenarbeit mit externen Experten.

1983/84 war die Zeit für verbindliche Regelungen in der bisherigen, mehr sporadischen Zusammenarbeit mit zivilen Einrichtungen bezüglich von Sicherheitsfragen zur Vogelschlagproblematik notwendig geworden. Da es bisher in der Leitung des Meteorologischen Dienstes keinen verantwortlichen Sachbearbeiter für derartige Aufgaben gab, entschloss sich der damalige LMD Oberst H., einen halbwegs geeigneten Mitarbeiter aus seinem begrenzten Personalbestand damit zu betrauen - ohne diesen von seinen bisherigen funktionellen Pflichten zu entbinden.

So erhielt OSL Herzog, der erst seit kurzem vom ZGS Fürstenwalde ins Kdo LSK/LV delegiert worden war, diese „Ehre“. Er hatte zwar organisatorische Erfahrungen, vom Fachgebiet „Ornithologie“ so gut wie keine Vorstellungen, ebenso auch in der Zusammenarbeit mit zivilen wissenschaftlichen Einrichtungen, wenn man von der Meteorologie einmal absieht.


DA 10.2 Entwicklung der DA 10

Ein wichtiges Teilgebiet seines neuen Aufgabenbereiches wurde die Realisierung der Festlegungen der auf Ministerebene abgeschlossenen „Vereinbarung“ die Organisation eines einheitliches ornithologischen Beobachtungs- und Meldesystems im NVA-Bereich. Dies war in einer „Dienstanweisung“ des LMD zu fixieren - es war eine übliche, bewährte praktische Methode, Regelungen der verschiedensten Art für spezielle Aufgaben im Dienstbereich des MD fest zu legen. So entstand die erste Variante der DA 10, die am 15.03.1985 in Kraft trat.

Nach der Einführung der DA 10 im MD der LSK/LV gab es Ende 1985 eine Anfrage an den MD der DDR, ob man eventuell zivile Wetterstationen in das ornithologische Beobachtungs- und Meldesystem mit einbeziehen könnte. Dem wurde prinzipiell zugestimmt und so konnte nach kurzen intensiven Fachgesprächen schon am 01.03.1986 (dem Tag der NVA) der ornithologische Meldedienst durch den MD der DDR aufgenommen werden. Gleichzeitig wurde die DA 10 überarbeitet und präzisiert. Zusätzlich kam es zur Erarbeitung einer „Kurztafel“, die alle wesentlichen Meldeelemente auf einer DIN A4 Seite zur schnelleren Verschlüsselung konzentriert enthielt.

Im Weiteren erfolgten Ergänzungen der DA 10, die sich aus den praktischen Erfahrungen als sinnvoll erwiesen hatten (1987, 1989).


DA 10.3 Entwicklungsphasen der DA 10

1985    
RAWET 05/85 vom 13.03.1985. Versand der DA 10, nach Erhalt und Einweisung sofort anwenden. Offizielles Inkrafttreten: 15.03.1985.
RAWET 18/85 Bessere Zusammenarbeit mit FuTT anstreben, Radar - Infos über Vögel nach DA 10 verschlüsseln und melden.
1986
RAWET 07/86 Versand der Neufassung der DA 10 am 25.02.1986. Sie tritt ab 01.03.1986 in Kraft.
Einbeziehung ziviler meteorologischer Stationen mit dem Kennwort: „ORNOB“, was auch für alle NVA-Standorte galt.
1987
RAWET 03/87 Nachtrag 1 zur DA 10 vom 17.02.1987, ab 01.03.1987 in Kraft. 5 Anlagen:
1. Auszug aus Befehl 134/84;
2. Eintragungsrichtlinie für ornithologischer Beobachtungen mit Vordruckmuster;
3. NF-10 im SHB-Nachtrag 45;
4. AB = 9 für Vogelschlagangaben;
5. Kurztafel SHB Nachtrag 45.
RAWET 14/87 Nachtrag 2 zur DA 10 am 21.08.1987 abgeschickt, gültig ab 01.09.1987.
Schwerpunkte: Ergänzung Vogelartentabelle, Vogelmengenangaben wurden vollkommen neu gestaltet u.a.
RAWET 22/87 ORNOB-Formatänderung, Datum nicht mehr nach dem Kennwort „ORNOB“, sondern nach IIiii:
ORNOB
IIiii YYMMJ 1.... 2....3.... (4....) (5.....) usw.=
RAWET 25/87 Sendung von ORNOB - Meldungen im FWN-2 sofort nach deren Vorliegen.
1988
NOTE Ab 15.03.1988 Änderungen des Nachrichtenformates von ORNOB-Meldungen mit:
SXDD70 = ORNOB-Meldungen
SXDD72 = ORNIS - Tagesbericht
SXDD73 = ORNIS Monats/Halbmonatsbericht
WXDD72 = ORNIS - Sofortinformation.
1989
RAWET 16/89 Nachtrag 3 zur DA 10, gültig ab 10.07.1989.
AB = 9, Vogelschlagmeldungen mit der Zusatzgruppe 9SBAFR.
1990
Ab Inkrafttreten des Nachtrages 54 wurde die Gruppe 9SBAFR in 2TTAS 3vvFR verändert und in Sektion 2 der ORNOB - Meldung nach der Kennung 222 aufgenommen.

Die ab Oktober geltenden Änderungen im NF-10 (Nachtrag 54 zum SHB des MD der DDR) fielen mit dem Ende der NVA zusammen. Aus diesem Grund kam es nicht mehr zu offiziellen Festlegungen von entsprechenden Einführungsbestimmungen. Die dazu vorbereitete und überarbeitete neue Fassung der DA 10 lag nur im Entwurf vor. In Vorbereitung des Nachtrages 54 wurden alle für den NVA-Bereich geltenden Sonderregelungen in den NF-10 mit aufgenommen, die bisher nur in der DA 10 enthalten waren. Auch diese Veränderung war Ausdruck einer vertrauensvollen und guten Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Einrichtungen.


DA 10.4 Anmerkungen zum ORNOB – Code 'NF-10'

In Anlehnung an das in der BRD verwendete Meldeformat wurde zunächst ein ähnliches System in der NVA eingeführt (1. DFAO CCS vom 21.01.1974):
  • a) Beobachtungsort bzw. meldende Station (Kennziffer)
  • b) Art der Beobachtung (visuell, Flugzeug, Radar)
  • c) Uhrzeit der Beobachtung (MEZ)
  • d) Vogelart (Klartext)
  • e) Geschätzte Anzahl der Vögel
  • f) Flugrichtung (Grad)
  • g) Zuggeschwindigkeit (km/h)
  • h) Flughöhe (m)
Beispiel vom 23.11.1983:
ZCZC 099
SRDD70 ETST  231430
A)   09497     Rothenburg
B)   VISUELL   Beobachtungsart
A)   14.00     MEZ
B)   GAENSE    Tierart
C)   60        Menge
D)   180       Zugrichtung (nach Süd)
E)   30        Zuggeschwindigkeit (km/h)
F)   100       Flughöhe (m)

NNNN
Nach Einführung der DA 10 erfolgte eine Umstellung in einen Zahlencode analog dem Wetterschlüssel. Er hatte ab dem 15.03.1985 folgenden Grundaufbau:
IIiii YYMMJ 1GGgABB (2DaDann) 3VaVaFxDe 4zzhh (837..)

IIiii	Stationskennziffer, ggf. Orts-Definierung mit 2Da. Dann
YY	Monatstag
MM	Monat
J	Jahresendzahl
GGg	Uhrzeit der Beobachtung (UTC)
AB	Art der ornithologischen Beobachtung
DaDa	Richtung in der die orn. Beobachtung erfolgte, wenn sie außerhalb von IIiii lag
nn	Entfernung in 10 km Stufen, 01=10 km
VaVa	Vogelart nach einer Tabelle
Fx	Flugverhalten bzw. Grundwetterzustand nach W-Tabelle
De	Zugrichtung der Vögel, 8-teilige Skala
zz	Menge der Tiere, nach einer Zahlencodierung
hh	Flughöhe nach der Codetabelle 1677 des SHB
837.. KMI-70 Ergänzungen über die Auswirkungen der ornithologischen Lage auf den Flugbetrieb.

Der KMI-70 Code wurde in der Sowjetarmee zur Charakterisierung meteorologischer, ornithologischer und anderer Naturereignisse angewandt. Auf die Angabe über Fluggeschwindigkeit der Vögel wurde mangels Informationswert verzichtet.

Beispiel vom Flugplatz Neubrandenburg ( 09281):
 
09281  20035  10921  22194  32210=
Übersetzung:
20.03.1985 - 09:20 UTC - visuell - Gänse - viele Pulks - bedeckt - nach Ost ziehend - Flughöhe 300 m

Mit Aufnahme des ornithologischen Beobachtungsdienstes durch den zivilen Meteorologischen Dienst der DDR ab 01.03.1986 erfolgte eine erste Modifizierung des Schlüssels. Es gab einige Korrekturen von Unstimmigkeiten usw. Äußerst wichtig war die Einführung des Kennwortes ORNOB für diese Meldeform und die Aufnahme als NF-10 in das Schlüsselhandbuches (SHB) des MD der DDR im internen nationalen Teil (Nachtrag 45).

Es gab jetzt ab 01.03.1986 folgendes Meldeformat:
 
IIiii YYMMJ  1GGgAB  2VaVazz  3WvDzhh  4DaDarr  (837..) =
Modifizierung ab März 1987:
 
IIiii  YYMMJ  1GGgAB  2VAVAzz  3WvDzhh  4(dadarr)  5(HHKK)  (837..)  (Text)=
Beispiel:
09281  10039  11874  2//84  30194  40901  83780=
Übersetzung:
10.03.1989 - 19:30 UTC - Radar - unbekannte Art - extrem Viele - wolkig (<4/8) - nach NE ziehend - zwischen 300-600m - 5-10km östlich des Platzes - keine Flüge möglich

Beispiel einer Vogelschlag – Meldung:
 
09492 05070 10749 2//01 31//03 42505 921475=
Übersetzung:
Cottbus – 05.07.1990 – 07:40 UTC – Vogelschlag – 1 Vogel - Art unbekannt – N>5/8 – 100 m – Richtung 250° - Entfernung ca. 50 km – ohne Schaden – bemerkt – Strecke – Kabine – Blutspuren=

Beispiel einer Meldung über Insekten:
09181 29079 11501 298// 30/00 42300 Marienkäfer=
Übersetzung:
Parow – 29.07.1989 – 15:00 UTC – visuell – Insektenschwarm – N<4/8 - <30 m, - in Richtung 230° - Entfernung <5 km (vom Platzbereich) - Marienkäfer=

In Zusammenarbeit aller beteiligten Bereiche erfolgten laufende Präzisierungen des NF-10, der in seiner letzten Form am 01.10.1990 – unmittelbar vor dem NVA - Ende eingeführt werden sollte. Die dazu vorbereitete neue Fassung der DA 10 lag nur im Entwurf vor. Sie ist der Vollständigkeit halber für diese Chronik rekonstruiert und als Anlage beigefügt worden.

Nach einer allgemeinen Umstellung des Wettermeldesystems 1990 in verschiedene Sektionen erfolgte eine Anpassung des ORNOB-Codes an das neue Grundformat.

Die letzte Fassung des ORNOB-Codes hatte ab Oktober 1990 jetzt folgendes Schema:
 
IIiii  YYMMJ  GGgg  111  00VAVAAB  1z1z1z2z2  2hhdzWv  (3dadarr)
		        222  (000AiAi)  (1WxWxSySyk)  (2TTAS)  (3vvFR)  (Klartext)=
Die Sektion 222 war nur für Angaben aus dem militärischen Bereich vorgesehen.

Die erste ORNOB - Meldung in der neuen Meldeform kam durch die Station Holzdorf am 31.10.1990. Nach den bisherigen NF-10 Codes hätte sie folgendes Format gehabt:
09476  31110  10733  22193  20 Exemplare=
In der neuen Fassung ergab sich dieses Aussehen:
09476  3110  0730  111 00213  11211  23376=
Übersetzung:
Holzdorf; 31.10.1990; 07:30 UTC; Gänse, vis/ak., 20 Exemplare, 1 Keil, 1000 m, nach NW, Regen=

Beispiel vom 06.09.1991:
zczc
sodd51 msgr 060610
ornob 06091
09289 0545 111 00723 12326 25100 111 00403 12126 25100=

nnnn
Übersetzung:
Grünow; 06.09.1991, 05:45 UTC, 300 Saatkrähen und 600 Möwen, vis/ak., Massenansammlung am Boden, ztw. auffliegend, <4/8 Bedeckung=


DA 10.5 Besonderheiten des ORNOB - Schlüssel's

  • Es konnten auch Vogelkonzentrationen am Boden bzw. auf dem Wasser gemeldet werden;
  • bei größeren Vogelarten gab es keine Mengenbegrenzungen;
  • auch markante Insektenschwärme konnten angegeben werden;
  • Meldung von Vogelschlägen.
  • Zusätzlich gab es eine Kurztafel, die alle Meldeelemente auf einer DIN-A4 Seite zur schnelleren Verschlüsselung enthielt.
In der Folge kam es zu weiteren Präzisierungen, die sich aus den laufenden praktischen Erfahrungen ergaben. Sie fanden in den SHB-Nachträgen 45, 48 und zuletzt 54 ihre Festlegungen, im NVA-Bereich durch entsprechende Dienstfernschreiben (RAWET).

Wichtig war die Einführung eines Meldeformates für Vogelschläge, die für eine schnelle Information bei ornithologischen Vorkommnissen beitrug – als wenn diese über den Dienstweg am nächsten Tag erst vorlagen. Möglich war dies durch die enge Zusammenarbeit zwischen Flugleiter und Diensthabenden Meteorologen so dass eine Infoformation zu aktuellen Vogelschlägen gleich nach ihrer Feststellung diesem zur Kenntnis kamen. Vereinzelt nutzten Flugwetterwarten den ORNOB-Code vorher schon zur Angabe von Vogelschlägen. Daraus entstand 1987 die Idee der Einführung einer speziellen Kennung für solche Meldungen.

Da bisher AB nur bis zur Ziffer 6 belegt war, bot sich hier eine Erweiterung an: Die 7 wurde jetzt ornithologischen Zufallsortungen der für die Luftraumüberwachung eingesetzten Radar-Stationen zugeordnet.

Für die 8 fügte man eine Meldemöglichkeit bei Einsetzen des Diensthabenden Systems (DHS) ein, wenn dabei ornithologische Erscheinungen als Ursache festgestellt wurden.

Und die 9 war für Vogelschläge vorgesehen, soweit sie der verantwortlichen Flugwetterwarte zur Kenntnis kamen. Die folgende ORNOB - Meldung bezog sich in dieser ersten Variante nur auf die Vogelart, ggf. deren Höhe, dem Wetter und u. U. auf den Ort des Zusammenstoßes.

Die Einführung von AB = 7, 8 und 9 erfolgte mit dem Nachtrag 1 vom 01.03.1987.

Im RAWET 16/89 erfolgte eine Erweiterung für AB = 9 erweitert mit der neuen Zusatzgruppe 9SBFAR. Sie trat ab 10.07.1989 in Kraft. 1989 wurden auf diese Weise von 169 Vogelschlägen 79 im FWN-2 gemeldet (47%), 1990 lagen von 95 Kollisionen 68 (72%) schon eher vor als auf dem offiziellen Dienstweg.

Für die Gruppe 9SBAFR gab es folgende Zuordnungen:
9 = Gruppenkennung für VS
S = Schäden durch VS (ja/nein)
B = bemerkt (ja/nein)
F = Flugphase
A = Aufschlagstelle am Luftfahrzeug
R = VS-Reste ?

Mit der Schlüsseländerung 1990 bot sich eine weitere Präzisierung an, die auf den bisherigen praktischen Erfahrungen beruhte und in Zusammenarbeit mit der Unterabteilung Flugsicherheit und dem Flieger-Ingenieurdienst (FID) entstand.

Ab 01.10.1990 hatte die Gruppe 9SBAFR diese Veränderungen:

Aufnahme in Sektion 2 der ORNOB - Meldung, nach der Kennung 222, mit 2TTAS 3vvFR und folgenden Zuordnungen:
  2TTAS
  2:    Gruppenkennung
  TT:   Flugzeugtyp (neu)
  A:    Aufschlagstelle, (präzisiert)
  S:    Schäden (neu definiert)

  3vvFR
  3:    Gruppenkennung
  vv:   Geschwindigkeit des Flugzeuges (neu, in km/h)
  F:    Flugphase (einige Präzisierungen)
  R:    Reste
Zu einer praktischen Anwendung dieser Präzisierung kam es nicht mehr.

Nach meinem Wissen war dieser informative Qualitätssprung einer „Vorinformation“ über Vogelkollisionen einmalig und dürfte Ausdruck engster Zusammenarbeit zwischen den Nutzern ornithologischer Hinweise gewesen sein.

Insgesamt führte die ornithologische Meldeordnung zu einer Sensibilisierung des verantwortlichen Personals für dieses Gebiet. So gab es z.B. Meldungen, wenn der erste Storch gesichtet wurde, oder wenn bestimmte Kleinvogelarten aus ihren Winterquartieren zurückgekommen waren. Hier gab es auch keine starren Mengen-vorgaben.

Interessant war auch, dass immer öfter ornithologische Informationen durch Personal gegeben wurden, was nur indirekt mit dem Flugwesen zu tun hatte. Angefangen vom Generaloberst selbst bis zu einfachen Mitarbeitern, die nicht auf Flugplätzen arbeiteten.

AB = 7, 8 und 9 zeigten darüber hinaus die enge Zusammenarbeit aller mit der Flugsicherheit und notwendiger Gefechtseinsätze bei der Luftraumüberwachung eingesetzten Bereiche. Sie wurde im Laufe der Zeit immer besser und verantwortungsbewusster, worauf die hierfür verantwortlichen Abteilungen durchaus stolz sein konnten!

Leider konnte sich der Geophysikalische Beratungsdienst der Bundeswehr dafür - aus was für Gründen auch immer – nicht entschließen. Eine in Erwägung gezogene Variante einer völligen oder teilweisen Aufnahme des ORNOB-Systems fand keine Zustimmung. Da die NVA als juristisches Element nicht mehr existierte, brauchte auch niemand von den Entwicklern des ORNOB-Codes seine Einwilligung dazu zu geben.

Man konnte sich nur dazu durchringen, dass Vogelzugbeobachtungen jetzt von allen meteorologischen Stationen gemeldet werden konnten, nicht wie bisher von einigen ausgewählten Standorten. Die Kennung „VOZU“ wurde in „ORNOB“ geändert als einziges Zugeständnis an die untergegangene DDR.

Vielleicht war der NF-10 auch zu anspruchsvoll in Inhalt und Komplexität.


DA 10.6 Zusammenarbeit mit dem MD der DDR ab 1986

Nachdem die Entscheidung gefallen war, dass ab 01.03.1986 auch zivile Wetterbeobachtungsstationen Vogelflugmeldungen durchführen konnten, erfindet der verantwortliche Schlüsselbeauftragte K.H. Hartmann das Codewort „ORNOB“ für ornithologische Beobachtungen – was sogar die Wende überlebte. Als Glückfall erwies sich, dass mit diesem sehr erfahrenen Dipl. Meteorologen und Verantwortlichen für Wetterschlüsselfragen ein äußerst engagierter Experte gefunden wurde, der maßgeblich die weitere Entwicklung auf diesem Gebiet positiv beeinflusste.

Hartmann war u.a. Fluglehrer bei der Luftwaffe gewesen, flog ztw. die FW-190 und hatte 1944 bei einem Überführungsflug von Strausberg einen Vogelschlag mit einer Ente erlebt. Die Vogelwelt im allgemeinem bezeichnete er immer liebevoll spöttisch als „Piepmätze“. Zusätzlich besaß er ausgezeichnete Englisch- Kenntnisse, die ihm nach seinem Beitritt zum DAVVL zu einem unverzichtbaren Experten auf dem Gebiet der Übersetzung diesbezüglicher Fachliteratur machte.

Es war auch sein Verdienst, dass die ornithologischen Beobachtungen in das Meteorologische Schlüsselhandbuch als NF-10 integriert und die Codierungsmethodik auf Vorschlag des verantwortlichen Oberoffiziers beim LMD dem meteorologischen System im Prinzip angepasst wurde.

Hartmann trug wesentlich für die Gestaltung des NF-10 mit bei. Die reine fachliche Kompetenz lag jedoch beim ILN, vertreten durch Dr. F. Erdmann, so dass insgesamt bis 1990 einen gute Beobachtungs- und Verschlüsselungsgrundlage entstand. Der Höhepunkt dieser Arbeit fand 1990 mit dem Nachtrag 54 des SHB des MD statt.


DA 10.7 Schlussbemerkungen

Mit Datum vom 11.09.1990 schrieb Hartmann in einem persönlichen Anschreiben an OSL Herzog hoffnungsvoll u.a.:

„Beiliegend erhalten Sie den gewünschten ORNOB - Textteil (SHB - Nachtrag 54, auslieferbar etwa um den 01. Oktober), der ja über die Jahre hinweg durch Ihre Forderungen und Beiträge zu einem gelungenen Gemeinschaftsprodukt von Strausberg und Potsdam geworden ist. Ich denke, das ganze Projekt hat uns auch Spaß gemacht. So bleibt nur zu hoffen, dass Ihre wie meine Dienstnachfolger durch Übernahme und Fortführung des ORNOB - Systems auch ihren Beitrag zur Flugsicherung leisten werden.“

Leider setzte die nahezu bedingungslose Kapitulation der NVA auch dem ORNOB - Code ein Ende, wenn auch mit einiger Verzögerung, so dass sich das Begleitschreiben von Hartmann zur Fortsetzung dieser produktiven Entwicklung nicht erfüllte.


DA 12 Austausch meteorologischer Informationen über Funk (1990)



3. Revision September 2014 ÷ hg & fk » DA 10
2. Revision August 2013 ÷ hg » DA 10
1. Revision August 2010 ÷ hg & fk