In allen Wettern zu Hause ÷ Zeitschrift 'Volksarmee' KW 35 · 1987

Zuverlässige Prognosen aus erster Hand. Zentrale Wetterradarstation - ein Partner für jedes Geschwader. Drei Kommunisten beschreiten Wege für noch gründlichere Vorhersagen.

Es gibt keinen Flug ohne Wetterprognose. Auch der Flugzeugführer der MiG-21 hat eingehend die Wetterkarte studiert. Die darin gekennzeichneten aerologischen Meßwerte wie Luftdruckverhältnisse, Windstärken und Wolkengrenzen vermitteln ihm die Lage. Und die wird laufend präzisiert. Selbst zwischen den Stundenwettermeldungen erhalten Kommandeure und Flugzeugführer vom meteorologischen Personal Sofortinfomationen, beispielsweise wenn plötzlicher Regen die Wolkenuntergrenze sinken läßt und sich daraufhin gegebenenfalls Starts verbieten.

Gefordert sind wissenschaftliche, zuverlässige und rechtzeitige Wetterprognosen. Zu denen, die sich darum bemühen, zählen die Spezialisten der Wetterradarstation der LSK / LV, von ihnen ist hier die Rede: vom Major Roland Sonnenberg, dem Leiter; über zwei Jahrzehnte diente er als Meteorologe in insgesamt fünf Geschwadern. Er kennt sich aus in allen Wettern und in der Physik der Wolken. Zu reden ist auch von Diplomingenieur Günter Benzin, einem in der Sowetunion akademisch ausgebildeten Radarspezialisten. Und schließlich wäre vom Unteroffizier Ulf Glöckner zu sprechen, dem jungen Auswerter, der sich mittlerweile wie die anderen in den Wettern zu Hause fühlt. Sie sind Kommunisten und zugleich drei Spezialisten.

Sie liefern den Geschwadern die großräumige meteorologische Radarlage. Das heißt, sie bestimmen mittels elektromagnetischer Richtstrahlung vor allem Zustand und Verlagerung gefährlicher Wettererscheinungen weit vor den Übungsräumen der Fliegerkräfte. Somit helfen sie den Kommandeuren bei der Gewährleistung der Flusicherheit - ohne Wettervorhersagen ist fliegerische Ausbildung undenkbar. Und so gesehen beeinflussen sie im weitesten Sinne die Kampfkraft und Gefechtsbereitschaft ihrer Teilstreitkraft. Sie kennen ihre Aufgabe. Und sie erfüllen sie pflichtbewußt. So wie sie es gelernt haben, und mit dem Bewußtsein, daß eine täglich gute Bilanz auch auf ihrem Posten wichtig sei im Friedenskampf. Weil ihnen der Zusammenhang von Wetterprognosen und Gefechtsausbildung klar ist, suchen sie Wege für eine effektivere und zuverlässigere Vorhersage. Das entspricht der Forderung der XIV.SED-Delegiertenkonferenz, wonach die Intensivierung der militärischen Prozesse stets mit der sorgfältigen Analyse der eigenen Leistungsreserven einhergehen muß, und die beginnt nun mal beim Nachdenken.

Ihrer Parteiorganisation liegt nun ein klares Konzept vor. Einige Punkte sind bereits erfüllt. So die Verlängerung der Reichweite des Radars in der Vertikalortung auf das Zweieinhalbfache.

Worum ging es ? Einfach gesagt: Technische Grenzen gestatten dem Radar nur über eine begenzte Strecke die vertikale Aufklärung der Wolken. Dem Endpunkt der Strecke wollten sie weiter vorausverlegen. Wochenlang - im Dienst und Freizeit - suchten Günter Benzin und Roland Sonnenberg nach den dafür möglichen und nötigen Schaltungsvarianten. Ungezählte Messungen, Berechnungen und Tests führten zur Lösung. Exakte Wolkenanalysen, dutzende Kilometer weiter, sind nun möglich. Es wurde ein enormer Gewinn für präzise Wettervorhersagen und damit für die Partner, die Fliegergeschwader.

Nicht weniger Mühe kostete ihr Vorhaben, Energie einzusparen. Gemeinsam mit Unteroffizier Glöckner suchten sie Wege, den Energievebrauch der Anlage zu senken. Sie stießen bei ihren Überlegungen auf den leistungsstarken Umformer der Station. Ein Vergleich aus der Truppe half: Benötigtet man im Feldlager einer Einheit nachts nur Strom für die Notbeleuchtung, läuft trotzdem das bekannte 40-KW-Aggregat, um bei Bedarf sofort Großverbraucher zuschalten zu können. Ähnlich sei das bei ihnen. Doch für die meisten Aufgaben würde ein kleinerer Umformer genügen. Deshalb schlug der Unteroffizier die Kopplung des großem mit einem kleineren vor.

Seinen Vorschlag belegte er rechnerisch. Er wies nach, damit könnten jährlich 30000 Kilowatt Elektroenergie eingespart werden. Sie beschafften sich ein Gerät. Und hier war das Glück der Tüchtigen mit im Spiel. Sie gingen wieder zu dritt ans Werk. Bald soll nun die Kopplung samt ihrer Fernsteuerung fertig sein.

Ihre Intensivierungsvorhaben belegen: Wer sich wie sie in allen Wettern zu Hause fühlt, findet Wege, um mit verbesserten Leistungsparametern ung geringerem Aufwand zu zuverlässigeren Wetterprognosen zu gelangen.

Sowohl die gewachsene Reichweite des Radars als auch die geringere Belastung des Stromnetzes sind ein Gewinn für die Kampfkraft und Gefechtsbereitschaft der LSK / LV.