Zur ornithologischen Sicherstellung bei den NVA-Fliegerkräften

Inhalt

1. Einleitung

2. 1967 bis 1974 » erste Überlegungen und Maßnahmen zur Minderung der Vogelschlaggefahren

3. Chronologischer Ablauf 1974 - 1984
» bis zum Befehl 135/84

4. Chronologischer Ablauf 1985 - 1990

5. Zur Entwicklung nach der Übernahme der NVA durch die Bundeswehr ab 03.10.1990

6. Schlußbemerkungen · Fazit


7. Anlage  »  Befehl 174/74


1. Einleitung

Bei den NVA-Fliegerkräften ereigneten sich von 1958 bis 1990 253 Totalverluste (111 Katastrophen, 142 Havarien). 8 Abstürze waren auf einen Vogelschlag zurück zu führen, d.h. bei ca. 32 Vorfällen wurde einer durch eine Vogelkollision (3,1%) verursacht. Bei 9 Vorkommnissen konnte die Ursache nicht ermittelt werden, bei 2 bestand der Verdacht auf Vogelschlag (einer über See, wo vorher Vogelschwärme geortet wurden).

Bemerkenswert war, dass von 1977 bis 1987 keine Abstürze durch Vögel bei den NVA-Fliegerkräften auftraten. Nur 1982 gab es eine größere diesbezügliche Beschädigung (Bruch). Diese positive Bilanz wurde jedoch 1988 durch 2 Abstürze beendet.

Bei den sowjetischen Fliegerkräften ereigneten sich zwischen 1970 bis 1992 10 Abstürze, allerdings fehlen von 1982 bis 1986 entsprechende Informationen (Stand 1998). Die Hubschraubereinheiten meldeten meist nur dann Vogelschläge, wenn diese mit Schäden verbunden waren.

Von 1985 bis 1990 lagen von den NVA-Meldestationen ca. 6.500 ORNOB-Meldungen vor. Von den zivilen Stellen des meteorologischen Netzes waren es im Zeitraum 1986 bis 1990 ca. 2.100.


2. 1967 bis 1974 » erste Überlegungen und Maßnahmen zur Minderung der Vogelschlaggefahren

Mit der Einführung moderner Jagdflugzeuge (MiG-21) in den 60er Jahren kam es zu einer Zunahme von Vogelschlägen. Der erste nachgewiesene Absturz einer MiG-21 ereignete sich bei den Luftstreitkräften der NVA am 07.08.1967 – er war Anlass, sich mit dieser Problematik ernsthafter zu befassen.

Im gleichen Jahr wurde zunächst in Zusammenarbeit mit der Interflug (IF) eine kleine Literaturzusammen- fassung aufgestellt (u. a. eine Übersetzung aus dem Tschechischen).

1969 muss es zu einer Konsultation mit Vertretern der zivilen Luftfahrt der DDR und der LSK gekommen sein, in deren Verlauf es zu einem Auftrag für ein ornithologisches Gutachten (zunächst) des Flugplatz- gebietes von PEENEMÜNDE (09187) kam. Der Titel lautete: „Einschränkung des Vogelfluges in Flugplatzgebieten“. Beginn der Arbeit Januar 1970, Ende April 1971, Verfasser waren Dr. Bösenberg und Dr. Grün. 1972 wurde der Forschungsbericht übergeben.

Schlussfolgerungen dieser umfangreichen Analyse sind nicht nachweisbar – es gab noch Versuche, diese fortzusetzen – dazu erfolgte durch die LSK aus unklaren Gründen keine Unterstützung mehr.

Am 17.08.1972 kam es an der Vogelwarte Seeberg zu einer weiteren Beratung zum Vogelschlagproblem. Teilnehmer waren Vertreter der LSK und der Interflug sowie kompetenter Ornithologen unter Dr. Bösenberg. Als Ergebnis wurde am 11.09.1972 an Oberst Baustian ein „Planvorschlag“ zum Thema „Vögel und Luftverkehr“ übergeben mit der Bitte um weitere Auftragsstellungen. Es war die bisher beste Analyse zum VS-Problem – die leider zunächst keine entsprechende Resonanz fand.

Zur VS-Problematik veröffentlichte der Hobby-Ornithologe Major Jürgen Stage in „Luftverteidigung“ 1970 und 1971 sowie im „Militärwesen“ 9 und 10/72 erste Artikel zum Thema: „Flugsicherheit und Vögel“. Inzwischen ereigneten sich weitere ernsthafte Vorkommnisse, die durch Vögel verursacht wurden:

Hierbei sind: Jetzt begann man auch mit statistischen Zusammenstellungen, nachdem alle nachweisbaren Kollisionen mit Vögeln als „Ansatz für ein Besonderes Vorkommnis“ eingestuft wurden und entsprechend meldepflichtig waren. Bei der Auswertung gab es die Besonderheit, dass das so genannte „Ausbildungsjahr“ zu Grunde gelegt wurde. Dies begann im Dezember und endete im Oktober (statistisch im November) des Folgejahres.

Dies hatte u. a. den Vorteil, dass eine Auswertung analog den meteorologischen Jahreszeiten erfolgen konnte. Ab 1984 lag dann auch eine monatliche Aufstellung vor.

Nach relativ langer Vorbereitung und Konsultationen wurde der Befehl 174/74 am 25.10.1974 in Kraft gesetzt. Dazu mussten verschiedene Abteilungen bzw. Dienste entsprechende Durchführungsanordnungen (DFAO) erlassen. Dies betraf vor allem die „Rückwärtigen Dienste“ sowie den „Chef des Stabes“. Letzterer beauftragte dem ihm unterstellten Meteorologischen Dienst (MD) am 22.11.1974 mit der Erarbeitung von „methodischen Hinweisen“ bis zum 31.03.1975. Diese wurden erst am 12.01.1976 in Kraft gesetzt.

Sie beinhalteten im Wesentlichen neben Grundsatzfragen auch die Beurteilung der jeweiligen ornithologischen Situation und Entwicklung sowie eine Reihe organisatorischer Festlegungen wie z. B.:
Die „methodischen Hinweise“ nannten sich dann: „Methodische Anleitung zur ornithologischen Sicherstellung der Fliegerkräfte durch den Meteorologischen Dienst der LSK/LV“. Zusätzlich gab es 1976 noch zwei „Expressinformationen“ zum Thema „Vogelschlag und Flugsicherheit“.

Herausgeber war Major Diplom-Ökonom Jürgen Stage, der auch bei der Erarbeitung der „Methodischen Anleitung“ des MD beteiligt war. Er wäre in der Folge vom wissenschaftlichen Niveau her ein geeigneter Experte für das Vogelschlagproblem gewesen. Dem wurde jedoch von den Verantwortlichen nicht statt gegeben, wahrscheinlich weil ihm ein unmittelbarer realer Truppenpraxisbezug fehlte.

Im Zeitraum der Vorbereitung des Befehls 174/74 wurde an einigen FWW mit der Beobachtung und dem Nachweis von Vogelbeobachtungen begonnen. So liegt z. B noch das Original-Aufzeichnungsbuch von Brandenburg-Briest vor. Der erste Eintrag ist mit dem 04.03.1974 datiert – also noch ein Jahr vor der DFAO des LMD! Von Bautzen gibt es die ersten Originalaufzeichnungen ab 01.01.1975.

Es handelte sich anfangs meist nur um wenige Beobachtungen, sie nahmen allerdings im Laufe der Zeit zu und wurden auch qualitativ immer aussagekräftiger. Allerdings zeigten die meisten FWW nur ein mäßiges Interesse für ornithologische Erscheinungen. Entscheidend war vielfach ein persönliches Engagement einzelner Meteorologen (Jungnickel in 370, Riedel in 498 u.a.).

Die Dimension einer halbwegs fundierten wissenschaftlichen und organisatorischen Basis für Maßnahmen zur Minderung der Vogelschlaggefahr wurde zunächst nicht erkannt. Deshalb erfolgte die Zuordnung der zu lösenden Aufgaben einfach an die mit der Sicherstellung der fliegerischen Aufgaben geschaffenen Bereiche wie Rückwärtige Dienste, Fliegeringenieurdienst, Funktechnische Truppen und dem Meteorologischen Dienst. Letzterer hatte zusätzlich die Aufgabe, mit zivilen Organisationen und Einrichtungen Verbindung aufzunehmen und zusammen zu arbeiten. Dies betraf u. a. besonders den Naturschutz, wozu dieser auch Interesse bekundete – denn mit dieser speziellen Problematik waren natürlich auch finanzielle Zuwendungen verbunden, die für die diesbezüglichen Wissenschaftler eine positive Aufwertung bedeuten konnte.


3. Chronologischer Ablauf 1974 - 1984 » bis zum Befehl 135/84

1974
Vorbereitungen zum Befehl 174/74
04.03.1974 Beginn Vogelbeobachtung und Nachweis durch 09370 (Brandenburg).
17.08.1974 Stellungnahme des Chef des Stabes (CS) und Chef Rückwärtige Dienste (RD) zum Befehl 174.
10.10.1974 Mitzeichnung zum Entwurf Befehl 174/74 über Maßnahmen zur ornithologischen Sicherstellung (oS).
25.10.1974 Befehl 174/74 wird erlassen.
22.11.1974 1. DFAO vom CS und CRD.

Vogelschläge NVA: 28, 1 Katastrophe    GSSD: keine Abstürze

1975
01.01.1975 Beginn Vogelbeobachtungen und Nachweis durch 09498 (Bautzen).
04.02.1975 RAWET 02/75 – eine der ersten ornithologischen Informationen durch den LMD (Merta).
06.03.1975 CRD, Info über technisches Material zur Vogelvertreibung, Maßnahmen und Anwendungen sowie Auswertungen.
April 1975 (Major) Stage: Bericht über die 13. Tagung für Ornithologie und Vogelschutz am 12. und 13.04.75 in Karl-Marx-Stadt

Ende Ausbildungsjahr 1974/75: Beginn mit statistischen Auswertungen von Vogelschlägen.

Vogelschläge NVA: 30, 1 Katastrophe (3 Tote)    GSSD: 3 Havarien

Noch vor dem Inkrafttreten entsprechender Dokumente zur oS wurden schon 1975 beim Vorliegen von ornithologischen Informationen Hinweise zur Lage und ihrer voraussichtlichen Entwicklung in Verantwortung des LMD im FWN-2 und über NVA-Telex verbreitet (RAWET 02/75-LTG- vom 04.02.1975).

Erst 1983/84 wurde ein entsprechendes Fernschreibformat, was der „Nachrichten Betriebsordnung“ (NBO) des zivilen Wetterdienstes der DDR entsprach, eingeführt. Die ersten ornithologischen Analysen und Einschätzungen kamen von der Biologischen Station Serrahn durch Hubert. Weber, einem Ornithologen mit etwas unklarer Vergangenheit, aber großen diesbezüglichen Erfahrungen. Diese Verbindung basierte wahrscheinlich auf Initiative von Meteorologen der 3. LVD.

Es folgte eine technische Unterstützung verschiedener Art, u. a. auch durch einen Funk-Faks-Empfänger. Leider brach diese Zusammenarbeit mit der Einbeziehung von wissenschaftlichen Mitarbeiten mit Hochschulabschluß ab, da nach deren Meinung die von Weber gemeldeten Mengen verschiedener Vogelarten und deren Aufenthaltsräumen einer genaueren Überprüfung nicht standhielten. Sie beruhten wohl hauptsächlich auf seinen empirischen Erfahrungen, die er zweifelsohne besaß. Er war eines Tages plötzlich verschwunden. Die übergebene Technik wurde mangels Interessenten wieder abgeholt - sie war teilweise sogar noch eingeschaltet, als hätte jemand sehr schnell alles verlassen.

1976
12.01.1976 Die „Methodische Anleitung zur oS bei den Fliegerkräften durch den MD“ tritt in Kraft.
08.03.1976 AO CRD: Truppenerprobung Warngerät gegen Vögel in Peenemünde.
28.02.1976 Expressinforation 05/76: Studie über „Maßnahmen zur Verhinderung von Zusammenstößenzwischen Vögeln und
Luftfahrzeugen im Verantwortungsbereich der NVA“ (nur für Generäle und Offiziere der LSK/LV).
20.05.1976 Expressinformation 06/76: Studienmaterial zur Thematik „Vogelschläge und Flugsicherheit“, Verfasser beider Arbeiten: Major Stage.
27.09.1976 Ltr. FID: Einsatz Landescheinwerfer gegen Vogelschlaggefahr.
25.11.1976 LMD 3. LVD: Protokoll über eine erste Besprechung an der Biologischen Station Serrahn zur Zusammenarbeit zur Vogelschlagproblematik.
06.12.1976 Institut für Forstwirtschaft (IFF) in Kleinmachnow: Reisebericht über eine Konsultation mitpolnischen Bearbeitern zu Vogelschäden im
Luftverkehr an der polnischen Akademie der Wissenschaften (vom 13. bis 16.09.1976).
21.12.1976 Zentrale für Wasservogelforschung: Beratung über Mitwirkung an Maßnahmen zur Verhinderung von Flugunfällen durch Vögel.

Vogelschläge NVA: 53, 1 Katastrophe    GSSD: keine Abstürze

1977
12.07.1977 Es liegt mit diesem Datum ein Wirtschaftsvertrag mit der Nr.: 26/77 vor zum Thema: „Beobachtungen über Vogelflug“ und deren Meldung an die NVA.;
(GM) Hiemann: bis 31.12.1977 stehen 31.113,60 M zur Verfügung
03.11.1977 Hiemann: Kritik an geplanten Artikel im „Ausbilder“ zu ornithologischen Problemen.
16.09.1977 Chef Pionier- und Militärbauwesen: Vorschlag zur Zurückdrängung von Vogelschlägen.
13.12.1977 Protokoll über eine Besprechung zur ornithologischen Sicherstellung der Luftfahrt in NVA-Dienstelle Neubrandenburg.
Mit erstmaligen organisatorischen Festlegungen zur weiteren operativen Zusammenarbeit.

Vogelschläge NVA: 68, 1 Katastrophe    GSSD: 2 Katastrophen

1978
07.03.1978 3. LVD, CS: Bericht zur orn. Lage im Bereich der 3. LVD; Klärungsbedarf zur materiellen Sicherstellung
verschiedener Maßnahmen in der Zusammenarbeit mit Serrahn.
19.05.1978 CRD: Attrappen zur Vogelvertreibung.
30.06.1978 (GM) Baarß: Häufung von VS in den FP-Bereichen. Maßnahmen entsprechend Befehl 174/74.
Sept. 1978 GM Barthel (CS): Konsultationsbericht über die oS der Gefechtsausbildung bei den sowjetischen LSK.
01.09.1978 LMD Dienstfernschreiben im FWN-2 über ornithologische Beobachtungen der Biologischen Station Serrahn zum Herbstvogelzug.

Vogelschläge NVA: 80 keine Abstürze;    GSSD: keine Abstürze

1979
25.07.1979 Serrahn: Protokoll über Beratung zum Beobachternetz im Südraum in Cottbus/Flugplatz.
30.07.1979 Serrahn: Nachplanung zum Wirtschaftsvertrag 26/77.
09.10.1979 (GM) Baarß: Fernschreiben über Flugeinschränkungen im Nordraum.
24.10.1979 LMD 3. LVD: Beschwerde zu HS-Flügen im Raum Ostrügens über Vogelkonzentrationsgebieten.
27.11.1979 Bericht von Major Pohl über Erfahrungen zur ornithologischen Optimierung der Flugsicherung; Vortrag
vor Ornithologen, weil das Beobachternetz zu zerfallen droht, er sprach von einer „Ornale“.

Vogelschläge NVA: 86, keine Abstürze;    GSSD: keine Abstürze

1980
Es lagen keine schriftlichen Dokumente zu Vogelschlagproblemen vor.

Vogelschläge NVA: 65, keine Abstürze;    GSSD: keine Abstürze

1981
01.05.1981 GM Hiemann: Einladung an das Ministerium für Umweltschutz und Wasserwirtschaft zu einer Beratung
über die ornithologische Sicherstellung der Fliegerkräfte;ein Protokoll über deren Ergebnisse liegt z. Zt. nicht vor.
17.09.1981 RD, Pionierwesen: Maßnahmen und Ergebnisse zur Vogelvertreibung an den Flugplätzen.

Vogelschläge NVA: 107, keine Abstürze;    GSSD: keine Abstürze

1982
15.04.1982 Rat des Bezirkes Neubrandenburg: Analyse und Probleme zur ornithologischen Sicherstellung:-? neuer Vertrag notwendig!
21.04.1982 LMD 3. LVD: Aktennotiz über eine Besprechung für die Beratung zur Flugsicherheit.
22.04.1982 LMD 3. LVD: Klärungen der oS mit zivilen Stellen notwendig!
23.08.1982 Rat des Bezirkes Neubrandenburg.: An GO Reinhold ? Zusammenarbeit der ornithologischen Sicherstellung neu festlegen.
Bis Nov. 1982 Schriftverkehr zwischen Rat d. Bez. Nbg., Ministerium für Land- und Forstwirtschaft und CLSK/LV zu Fragen der weiteren Zusammenarbeit Flugsicherheit/Vogelflug.
10.09.1982 LMD i. A. OSL Wuttig: Protokoll einer Beratung im MfLW, Situation und Vorschläge zur oS mit Serrahn u. a..
Herbst 1982 LMD i. A. OSL Wuttig: Aufstellung der bisher abgeschlossenen Verträge, Bedingungen und Verrechnungen.
20.12.1982 GM Hiemann an CLSK/LV: Über Stand der bisherigen Beratungen zum Thema Flugsicherheit/Vogelflug.

Vogelschläge NVA: 89, keine Abstürze, nur eine starke Beschädigung (Bruch);    GSSD: keine Informationen vorliegend

1983
06.01.1983 Rat d. Bez. Neubrandenburg: Protokoll über Beratung in Nbg zur Organisation von orn. Beobachtungen,
zusätzlichen Kosten sowie orn. Beobachtungsgebiete mit Karte.
16.03.1983 LMD: 1. Entwurf einer Vereinbarung zur weiteren orn. Zusammenarbeit mit ziv. Stellen.
17.03.1983 Oberst Hinniger (LMD): 11. Tagung AG Flugsicherheit: Thema u. a. Radar-Beobachtungen.
23.03.1983 GO Reinhold: Fernschreiben zur Verringerung der VS-Gefahr; FS als „RAWET 05/83“ im FWN-2 vom LMD.
12.04.1983 FWN-2: Meldung zur orn. Situation allgemein.
29.04.1983 GM Baarß: Meldung zur Analyse Vogelzugaktivitäten bei Vogelschlägen 1977 – 1982.
bis Okt.1983 Schriftverkehr zum VS-Problem, Vorbereitung einer verbindlichen Vereinbarung zwischen
NVA (LSK/LV) und zivilen Institutionen.
Juni-Oktober Erster Schriftwechsel auf Ministerebene zur Vorbereitung einer verbindlichen „Vereinbarung“
zwischen NVA und zivilen Institutionen.
01.12.1983 Zur operativen Führung der zu erwartenden Aufgaben der ornithologischen Sicherstellung
wurde die Planstelle „Flugornithologe“ (Oberoffizier) bei GS/A (nicht im MD!) etabliert. In
Wirklichkeit war es keine Zusatzstelle – wie notwendig sie auch war – sondern eine vorhandene
Meteorologenstelle wurde einfach umfunktioniert. In der Praxis sah dies dann so aus, dass der
dafür eingesetzte Offizier (OSL Hg) neben seiner Verantwortlichkeit für die meteorologische
Sicherstellung im Kdo. LSK/LV (Cheflage, Nachrichtenfragen im Flugwetterfernschreib- und Funknetz
sowie Wetterschlüsselfragen) sich auch noch um die Organisation der ornithologische Sicherstellung
kümmern musste.
Da er selbst kein Biologe war wie z. B. OSL Stage, der sich jahrelang um Probleme des Vogelschlages
eingesetzt hatte, musste er durch Einbeziehung entsprechender ziviler Experten die zu bewältigenden
Aufgaben zu lösen versuchen. Hier kam es vor allem auf Koordination der vorhandenen und zu schaffenden
Schwerpunkte an – eine für einen „ornithologischen Außenseiter“ nicht leichte Angelegenheit. Dabei
entwickelte sich eine sehr positive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Dr. F. Erdmann, dem Leiter
Institutes für Landschaftsforschung und Naturschutz (ILN) in Serrahn bzw. später in Greifswald.

Vogelschläge NVA: 70, keine Abstürze;    GSSD: keine Informationen vorliegend

1984
bis Juni 1984 Weitere Stellungnahmen für eine entsprechende Vereinbarung mit personellen, materiellen
und territorialen Lösungen.
30.07.1984 Die „Vereinbarung zwischen dem Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft
und dem Ministerium für Nationale Verteidigung zur Organisation ornithologischer Beobachtungen zum
Zweck der Erhöhung der Flugsicherheit vom 30.07.1984“ wird i. A. von den verantwortlichen Ministern
durch Generaloberst Reinhold und Generalforstmeister Rüthnick unterschrieben.
31.08.1984 RAWET 09/84 zu organisatorischen Festlegungen der Übermittlung ornithologischer Informationen im FWN-2 u. a. mit dem
sowjetischen System KMI-70.
01.09.1984 Die „Vereinbarung“ tritt in Kraft.
06.09.1984 Beratung in Serrahn zu Fragen der Realisierung der „Vereinbarung“, Teilnehmer LMD Oberst Hinniger, Prof. Weinitschke u. a.
07.09.1984 GM Hiemann: eine Beratung mit FuTT zur oS des Herbstvogelzuges kommt (leider) nicht zu Stande
04.10.1984 CLSK/LV: neuer VS-Befehl 135/84 tritt in Kraft und löst den bisherigen 174/74 ab.

Vogelschläge NVA: 119, keine Abstürze;    GSSD: keine Informationen vorliegend

Mit der „Vereinbarung“ wurde ab 1984 eine qualitativ neue Form der ornithologischen Sicherstellung begonnen. Der CLSK/LV erließ einen neuen VS-Befehl (135/84), vom MD die Dienstanweisung 10 (1985). Unter Führung des LMD bzw. seines ornithologischen Oberoffiziers war ein zentraler Ansprechpartner aller diesbezüglich relevanten Handlungen entstanden. Die BRD-Methode einer textlich leicht lesbaren Meldung mit z. T. englischen Abkürzungen wurde nicht übernommen, sondern ein Zahlencode analog dem Wetterschlüssel entwickelt. Damit sollte u. a. eine zu erwartende Datenverarbeitung erleichtert werden.

Ab 1984 erfolgte die Sammlung und Aufarbeitung von ornithologischen Meldungen. Gleichzeitig übernahm der MD die parallele Registrierung von Vogelschlägen, die an die Abteilung Flugsicherheit als „Ansatz zu einem Flugvorkommnis“ von den fliegenden Einheiten zu melden waren. Damit entstand eine recht verlässliche Datenbank, die allerdings erst nach 1990 richtig ausgewertet werden konnte.

Die Einbeziehung von VS der Interflug, GST und Agrarflug erfolgte sporadisch, es bestand relativ wenig Engagement für diese Thematik. Von der GSSD gab es Interesse, aber zu einem Informationsaustausch kam es nicht, da dort auch die Ansprechpartner häufig wechselten und deren Meldesystem oberflächlich und unvollständig war. So fehlten z. B. für den Zeitraum von 1982 bis 1986 alle Angaben, sie waren nicht mal durch Dr. Jakobi nach 1990 zu beschaffen.

Erwähnenswert auch eine Episode, wo nach 1985 an der biologischen Station Serrahn plötzlich ein sowjetischer Ornithologe auftauchte um sich mit den dortigen Angestellten über Vogelschlagprobleme auszutauschen. Woher er von dem 5-Häuseridyll erfahren hatte blieb schleierhaft. Später kam es einmal zu persönlichen Kontakten zwischen dem MD der LSK und dem entsprechenden Personal in Wünsdorf – trotz einer sachlichen Atmosphäre und großer Gastfreundschaft und einer sogar deutsch sprechenden Sachbearbeiterin gab es keine weiteren nützliche Kontakte. Eine spätere Nachfrage ergab, dass die Gesprächspartner nicht mehr da waren und deren Nachfolger wollten oder wussten von nichts.


4. Chronologischer Ablauf 1985 - 1990

1985
07.02.1985 LMD: 1.Erfahrungsaustausch zwischen LSK/LV, staatlicher Luftfahrtinspektion, Ministerium für Land- Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft sowie dem ILN.
01.03.1985 LMD: Die Dienstanweisung 10 wird erlassen und ab 15.03.1985 in Kraft gesetzt.
Inhalt:
  • 1. Allgemeine Festlegungen und Grundsatzdokumente,
  • 2. Meldeordnung, Inhalt und Informationsweg,
  • 3. Meldeschlüssel,
  • Anlage: Codetabellen.

  • Vogelschläge NVA: 103, keine Abstürze;    GSSD: keine Informationen vorliegend

    1986
    03.01.1986 Dr. Rieche: Strategische Konzeption zur Vorbeugung und Verhinderung von Vogelschlägen.
    21.02.1986 LMD: Neufassung DA 10.
    Inhalt:
  • 1. Allgemeine Festlegungen (u. a. Identifizierung von Vogelresten),
  • 2. Meldeordnung,
  • 3. Aufgaben der ZFWW (neu),
  • 4. Meldeschlüssel, Einführung der nationalen Schlüsselform NF-10 durch den MD der DDR, der auch für die NVA (mit Zusätzen) verbindlich bleibt,
  • 5. Tabellen,
  • Anlage 1/10: Maßnahmen zu visuellen und funktechnischen Beobachtungen von Vogelbewegungen.
  • Anlage 2/10: Eintragungsrichtlinie für ornithologische Beobachtungen,
  • Anlage 3/10: NF-10, Meldung über ornithologische Beobachtungen, Nachtrag 45,
  • Anlage 4/10: Kurztafel NF-10.
  • 24.01.1986 LMD: Präzisierung DA 10, Punkt 2.5.
    01.03.1986 Der Meteorologische Dienst der DDR nimmt mit seinen Beobachtungsstationen den ornithologischen Meldedienst auf.
    März 1986 GM Baarß: Vortragskonzeption zu „Verhinderung von Zusammenstößen zwischen Flugzeugen und Vögeln“.
    12.03.1986 LMD: 2. Erfahrungsaustausch zur oS im Kdo LSK/LV.
    Mai 1986 Protokoll einer Konsultation beim Flugsicherheitsdienst der CSSR-Volksarmee und den FOFAK.
    12.08.1986 LMD: RAWET 12/86 Vogelreste sind durch die FWW nach Serrahn zu übersenden.
    20.08.1986 MD DDR: Erweiterung orn. Beobachtungen auch durch Nebenstationen (MNS).
    16.09.1986 Chef des Stabes an Generalforstmeister Rüthnick: 2 Jahre „Vereinbarung“, Verbesserung der Arbeitsbedingungen am ILN notwendig.
    26.09.1986 ILN an LMD: Analyse und 2 Vorschläge zum Schreiben vom 16.09.86.
    01.12.1986 Die am 01.12.1983 eingeführte Planstelle „Flugornithologe“ wird umbenannt in „Ober-Offizier im Meteorologischen Dienst der LSK/LV“.
    An den funktionellen Pflichten änderte sich jedoch nichts, er war wie bisher für die vielen schon genannten Aufgaben verantwortlich.
    Allerdings erfolgte eine allmähliche Verlagerung einiger Schwerpunkte vor allem bei der Datenverarbeitung auf dafür spezialisierte Experten.

    Vogelschläge NVA: 138, keine Abstürze;    GSSD: keine Informationen vorhanden

    1987
    01.03.1987 RAWET 03/87: Nachtrag 1 zur DA-10, u. a. Kurztabelle zur Verschlüsselung.
    19.04.1987 hg an LMD: Erste Erfahrungen mit dem NF-10.
    01.08.1987 RAWET 14/87: Nachtrag 2 zur DA-10.
    August 1987 3. Erfahrungsaustausch zu Problemen der bilateralen Zusammenarbeit zur oS.
    02.09.1987 Flugsicherungsanweisung 10/87 zur oL im Herbst (Stellv. fl. Ausbildung
    04.09.1987 RAWET 17/87: ORNOB-Meldedienst.
    13.10.1987 1. DFAO CRD zum Befehl 135/84, Maßnahmen an den Flugplätzen zur Vogelvertreibung u. a..
    14.10.1987 Dr. Jakobi UdSSR: Erfahrungsaustausch im Kdo LSK/LV zu ornithologischen Problemen.
    05.11.1987 UA FSD OSL Härtel/hg: wie weiter mit der oS?, Neufassung Befehl 135/84? usw..
    12.11.1987 RAWET 22/87: ORNOB – Format Änderungen.
    04.12.1987 ZFWW, Oltn. Funke: Nachrichtenformate und Modifizierungen verschiedener Übermittlungsvarianten.
    23.12.1987 ILN: Stand Vorbereitung Neubau in Greifswald –Neuenkirchen, Bodenplatte für das neue Betriebsgebäude fertig.

    Vogelschläge NVA: 146, keine Abstürze;    GSSD: keine Abstürze

    1988
    09.02.1988 UA FSD: Umfangreiche Analyse mit OSL Härtel über Stand der orn. Sicherstellung sowie Möglichkeiten zur Verbesserung auf nationaler
    und internationaler Ebene (CSSR,VRP; UVR, UdSSR).
    23.02.1988 MD DDR: Festlegung des ORNOB-Nachrichtenformates.
    02.03.1988 FuTT: Kurzberatung zur Einbeziehung von Radarbeobachtungen für die oS.
    09.03.1988 ILN/hg: Beratung mit Dr. Erdmann: Stand der Zusammenarbeit mit ILN in Greifswald, viele Vorschläge, wenige Realisierungsmöglichkeiten.
    Unterschiedliche Meinungen im ILN.
    17.03.1988 LMD/hg/ILN: Minikonzept zur weiteren Entwicklung von (wissenschaftlichen) Grundlagen der Zusammenarbeit. Ergänzungen zur DA 10 vom ILN.
    16.03.1988 Kdo LSK/LV/LMD: 4. Erfahrungsaustausch zur oS, u. a. nachrichtenmäßig verbesserte Anbindung des ILN durch Anschluss an das FWN-2,
    Faks-Sender, S-1 Leitungsnetz?
    03.05.1988 LMD: RAWET 10/88: Vogelreste an neue Adresse in Greifswald schicken.
    13.10.1988 LMD/hg: Analyse ORNOB-Meldedienst (LSK, MD).
    24.10.1988 ILN: Reisebericht von einem Erfahrungsaustausch an der Akademie der Wissenschaften in Moskau, interessant, aber keine Folgen für eine
    operative Zusammenarbeit!

    Vogelschläge NVA: 140, 2 Abstürze, 1 Katastrophe    GSSD: keine Abstürze

    1988 wurden im Kdo LSK/LV durch die Unterabteilung Flugsicherheitsdienst umfangreiche Recherchen und Schlussfolgerungen zur Verbesserung der ornithologischen Sicherstellung in Zusammenarbeit mit dem dafür zuständigen Bereichen wie MD, RD, FuTT und FID erarbeitet.

    Sie fanden ihren Niederschlag in der Ordnung 111/9/001, die vom CLSK/LV am 13.01.1989 unterschrieben wurde und ab 01.03.1989 in Kraft trat. In Vorbereitung dazu wurde der Befehl 06/89 erlassen, der die notwendigen Verantwortlichkeiten regelte. Wichtige (neue) Aspekte waren hierbei, dass es nicht nur um Vögel ging, sondern auch an das Wild allgemein gedacht wurde (hielt sich doch relativ viel Niederwild auf den Flugbetriebsflächen auf).

    Auch perspektivisch ergaben sich Aufgabenstellungen durch die geplante Errichtung von biologisch technischen Stationen an Flugplatzschwerpunkten für die Zeit ab 1990. Diese sollten unter der wissenschaftlichen Anleitung ornithologischer Experten vom ILN in Greifswald – Neuenkirchen Grundlagen zur Minderung der Vogelschlag-und Wildgefahren schaffen, die auf die Spezifik der jeweiligen Flugplätze ausgerichtet sein sollten.

    1989
    13.01.1989 CLSK/LV: Befehl 06/89: „Maßnahmen zum Verhindern des Zusammenstoßes von Flugzeugen und Hubschraubern mit Vögeln und dem
    Vermindern des Wildbestandes“.
    Der Befehl 135/84 wird außer Kraft gesetzt.
    13.02.1989 ILN, Erdmann: Beitrag zur VS-Problematik für MD DDR.
    01.03.1989 CLSK/LV: Die Ordnung 111/9/001 über „Aufgaben und Maßnahmen zum Verhindern des Zusammenstoßes von Luftfahrzeugen mit Vögeln und Wild“
    tritt in Kraft.
    28.03.1989 LMD-ILN: 5. Arbeitsberatung zur ornithologischen Sicherstellung im Klub des Kdos LSK/LV.
    18.04.1989 ZFWW an IF (Wirthwein) über das System der oS und deren Nutzungsmöglichkeit durch die zivile Luftfahrt.
    01.05.1989 Wechsel des LMD: OSL Dietmar Thiel wird „mit der Führung beauftragt“.
    17.05.1989 Info ILN: Kontaktaufnahme durch Dr. Hild (BRD) mit ILN nach einem Hinweis von Dr. Jakobi (UdSSR) über die oS in der DDR.
    09.06.1989 IF an ZFWW bedankt sich für Info zur oS, keine Konsequenzen bekannt.
    10.07.1989 RAWET 16/89: Nachtrag 3 NF-10 zur Einführung von Vogelschlagmeldungen.
    14.07.1989 Akademie der Landwirtschaft (AdL) in Berlin: wissenschaftliche Beratung mit Prof. Hagemann (Stellv. des Akademiepräsidenten).
    Dr. Klafs vom ILN u. a. sowie OSL Herzog über den Stand der ornith. Sicherstellung durch die Akademie. Umfangreiche Beratung zu dieser
    Aufgabe, Konsequenzen personeller und materieller Art.
    18.10.1989 ETLV/ILN Erdmann: Einsatzmöglichkeiten von Funkmess-Technik für orn. Beobachtungen
    19.10.1989 LMD: Bericht zur ORNOB-Meldetätigkeit des MD der DDR.
    30.10.-04.11.89 Erfahrungsaustausch in der CSSR zum Vogelschlagproblem bei den Fliegerkräften der Warschauer Vertragsstaaten in Prerov.
    (NVA 3 Teilnehmer: Grochla RD, Adam, Herzog MD.
    19.11.1989 AdL: Verteidigung eines A4 Forschungsberichtes, Thema: „Erarbeitung von Grundlagen für wissenschaftlich begründete Prognosen über
    Vogelaktivitäten als Beitrag zur Verringerung der Vogelschlaggefährdung im Flugwesen“. sowie des Pflichtenheftes A1, Thema.: „Entwicklung von
    Modellen zur Migrationsphänologie ausgewählter Artengruppen zur Unterstützung der Verbesserung der Vorhersage von Flugaktivitäten der Vögel“.
    Leitung: Prof. Hagemann, Teilnehmer über 15 Interessenten. Umfangreiche Aussprache zur Situation und ihrer Beherrschung.
    AdL Prof. Hagemann: Auswertung bisher erreichter Vorhaben bzw. Pläne zur oS, Kritiken an Verhalten der Interflug (IF), Radar-Möglichkeiten und
    Einbeziehung der Westgruppe der GSSD.
    Leichter Pessimismus zu Realisierungsmöglichkeiten.

    Vogelschläge NVA: 169, keine Abstürze    GSSD: keine Abstürze

    1990
    02.01.1990 CLSK, Fliegerkräfte: Meldung Analyse VS im Ausbildungsjahr 1988/89, Schlussfolgerungen: Bis 1993 mit ILN ökologisches
    Gutachten für alle Flugplätze, personelle, materielle und technische Voraussetzungen zum Aufbau ornithologisch-technischer
    Stationen in Neubrandenburg, Peenemünde und Laage.
    02.01.1990 Die in der NVA übliche Anrede „Genosse“ wird durch das bürgerliche „Herr“ ersetzt!
    Das stolze DDR Staatsemblem mit Hammer, Zirkel und Ährenkranz wird durch eine „neutrale“ Schwarz/Rot/Gold - Kokarde ersetzt.
    19.02.1990 ILN Erdmann: Zur Perspektive der Struktureinheit eines ornith. Beratungsdienstes ILN.
    05.04.1990 LMD, ILN: 6. (und letzter) Erfahrungsaustausch zur oS im Kdo LSK/LV.
    25.04.1990 ILN Erdmann: Problem AF Groß Mohrdorf wegen Vogelkonzentrationen im Umfeld.
    29.06.1990 ILN Erdmann: Reisebericht über Besuch im Amt für Wehrgeophysik in Traben Trarbach vom 18. – 23.06.1990.
    14.06.1990 FID: Erfahrungsbericht über Wirksamkeit von Beleuchtungen an Flugzeugen zur Minderung der VS-Gefahr.
    25.06.1990 LMD und UA FSD: Zur Vogelschlagsituation für Juni bis September 1987 – 1990.
    06.07.1990 RAWET 07/90: Erfassung der ornith. ökol. Situation in den Flugplatzbereichen, ETLV (ILN) nur noch über
    Direktverbindung ZFWW erreichbar.
    09.08.1990 Der bisherige verantwortliche Offizier für die oS beim LMD (hg) wird nicht erst 1991, sondern bereits am 30.09.1990 auf Grund
    der NVA-Übernahme durch die Bundeswehr aus dem aktiven Dienst entlassen. Damit ist ein Funktionswechsel des Fachbereiches
    Ornithologie an die ZFWW erforderlich.
    Sept.1990 Zur Vorberatung der Übernahme durch die Bundeswehr findet beim Meteorologischen Dienst in Strausberg ein erster offizieller
    Erfahrungsaustausch mit Vertretern des Geophysikalischen Beratungsdienstes statt. Der Beitrag zur ornithologischen Sicherstellung
    entfällt weitgehend, da andere Schwerpunkte im Vordergrund standen.
    01.10.1990 Die auch für die Fliegerkräfte der NVA verbindliche ORNOB-Schlüsseländerung des NF-10 des MD der DDR tritt mit dem SHB-Nachtrag 54
    in Kraft. Eine dazu übliche Neufassung der DA-10 lag nur im Entwurf vor und es erfolgte auch kein spezieller Hinweis durch
    ein Dienstfernschreiben (RAWET) des LMD. Eine präzise Weisung zum Einführungsbeginn konnte nicht gefunden werden,
    wahrscheinlich war es der 01.11.1990.

    Vogelschläge NVA: 95, keine Abstürze    GSSD: 1 Absturz (Havarie)


    5. Zur Entwicklung nach der Übernahme der NVA durch die Bundeswehr ab 03.10.1990

    1990
    31.10.1990 Die erste ORNOB-Meldung mit dem neuen Schlüssel erfolgte im Flugwetterdienst durch die Station 09476 (Holzdorf) am 31.10.1990:
    09476 31100 0730 111 00213 11211 23376=
    (07.30 UTC; Gänse; visuell und akustisch; 20 Exemplare, 1 Keil; 1000m; nach NW; Regen)
    17.12.1990 Einstellung der Erarbeitung und Verbreitung von ORNIS-Meldungen ab 01.01.1991.
    Ersatz durch die „BIRDSTRIKE RISK FORECAST” (BSR) FXDL90 EDZX.

    1991
    01.01.1991 Der ORNIS-Meldedienst durch das ILN wird beendet.
    01.07.1991 Neue Vorschrift über Zugvogelbeobachtungen tritt in Kraft (BESAN NR 7-105
    (RAWET 45/91 vom 23.09.1991).
    21.08.1991 Treffen mit Dr. Hild im ehemaligen Kdo LSK/LV. Vorschlag für eine Honorararbeit, einem Beitrag in „Vogel und Luftverkehr“
    und einem Kurzvortrag zur oS in der NVA vor DAVVL-Mitgliedern.
    Durchführender: der ehemalige Verantwortliche für die ornithologische Koordinierung beim LMD der LSK/LV.
    02.09.1991 Sicherstellung noch vorhandener ornithologischer (und meteorologischer) Aufzeichnungen an den militärischen und zivilen Beobachtungsstationen.
    19.11.1991 1 Absturz durch VS bei WGT (Havarie).

    1992
    03.02.1992 Der ehemalige VS-Verantwortliche beim LMD wird als Zivilangestellter befristet bei der 5. LWD eingestellt.
    Er hat mit noch einem Mitarbeiter zunächst die Hauptaufgabe, meteorologische Daten kompatibel für das im Geophysikalischen Dienst
    angewandte Rechnersystem zu machen und ggf. auch Schlüsselfehler zu korrigieren.
    Gleichzeitig nutzte man seine ornithologische Kompetenz für Teilnahme diesbezüglicher zentraler Schulungsmaßnahmen.
    10.-11.06.1992 Einladung zu einer Beratung bei Dr. Hild in Traben-Trabach, Besichtigung des Bundeswehr „Wetterbunkers“ im Mont Royal,(mit Dietmar Thiel).
    Bezeichnend war, dass man dort über den MD der NVA keine nennenswerten Vorstellungen hatte.
    20.-24.07.1992 Teilnahme an einer Tagung und Schulung von VS-Beauftragten der BW in Mannheim.
    28.09.1992 Erstes Gutachten *).
    13.-14.10.1992 Einladung zu einer DAVVL-Tagung in Tegel (TXL), Vortrag über das System der ornithologischen Sicherstellung in der NVA.

    1993
    04.-05.05.1993 Teilnahme an DAVVL-Tagung in Bremen.
    04.11.1993 Beratung in Traben-Trarbach zum Stand der Bearbeitung und Übernahme meteorologischer Daten aus den 5 NBL (mit R. Töppner).

    1994
    31.03.1994 Teilnahme an Abschaltung der Datenleitstelle Ost im FBZ Fürstenwalde.
    06.-08.06.1994 Teilnahme an DAVVL-Tagung in Düsseldorf.
    06.10.1994 Teilnahme an Verlegung der 5. LWD nach GATOW.
    31.12.1994 Ende des befristeten Arbeitsverhältnisses bei der Bundeswehr.

    1995
    14.-15.03.1995 Besichtigung von Tegel, Tempelhof und Schönefeld (mit Dr. Hild u. a.).
    30.-31.05.1995 DAVVL-Tagung in Frankfurt/Main.

    1996
    11.-12-06.1996 Teilnahme an DAVVL-Tagung am Flughafen Leipzig/Halle.
    01.-02.10.1996 Teilnahme an Beratung in Berlin-Schönefeld (Dr. Hild u.a.).

    1998
    Übergabe 2. Gutachten **).

    2003
    27.-28.05.2004 Teilnahme an DAVVL-Tagung in Berlin-Schönefeld

    2004
    Abschluss der Vogelschlagauswertungen. In der Folge ergaben sich bis 2012 noch kleinere Korrekturen und Ergänzungen.

    2012
    31.12.2012 Altersbedingtes Beenden der DAVVL-Mitgliedschaft vom Autor dieser Chronik.

    2013
    Abschluss der ornithologischen Chronik und Übermittlung an fk@zfww.de.

    Anmerkungen zu den Gutachten

    *)
    Durch Vermittlung von Dr. Hild wurde vom Ministerium der Verteidigung über das Amt für Wehrgeophysik 1992 ein Gutachten mit dem Titel:
    „Auswertung eines 5-jährigen Beobachtungsmaterials über großräumige, regionale und lokale Vogelzugbewegungen im Raum der FNL“

    in Auftrag gegeben.
    Es umfasst 88 Seiten und war eine erste statistische Auswertung vorliegender ornithologischen Beobachtungen aus dem Bereich der NVA-Fliegerkräfte. Gleichzeitig wurde ein erster Zusammenhang von Vogelaktivitäten und der jeweiligen Wetterlage dargestellt.
    Autor war der ehemalige Ornithologie - Fachoffizier beim LMD.

    **)
    1998 wurde vom gleichen Auftraggeber ein weiteres Gutachten gefordert. Es hatte den Titel:
    „Detailsauswertung lokaler Vogelzugbewegungen an den Flugplätzen Laage, Neubrandenburg, Holzdorf, Brandenburg-Briest, Berlin-Schönefeld, Cottbus und Dresden“
    Bei dieser Aufgabe zeigte sich bald, dass eine Detailauswertung aufwendiger war als ursprünglich angenommen. Mit einer zusätzlichen Einbeziehung der für jeden Platz vorliegenden Vogelschläge ergab sich eine qualitative Aufwertung der jeweiligen Standorte. Während der Arbeit bot sich eine Ausweitung. auf alle ehemaligen militärischen ORNOB-Meldestellen an.

    Nach Fertigstellung des zweiten Gutachtens kam es auf Grund von zusätzlichen Daten zu einer ständigen Ergänzung und Vervollkommnung des vorhandenen Textes, verbunden mit einem kurzen historischen Hintergrund und einem Foto der SLB-Flugplatzbereiche. Letzte Aktualisierungen erfolgten noch 2012 z.B. für GARZ. Die Endfassung 2012 wurde bisher nicht weiter gegeben bzw. veröffentlicht. Auch diese Arbeit erfolgte durch den gleichen Autor.

    Für die Auswertung aller vorliegenden ornithologischen Angaben der NVA-Flugplätze wird als Beispiel das Inhaltsverzeichnis von PEENEMÜNDE angegeben:
    INHALTSVERZEICHNIS
    0 ALLGEMEINES

    I ORNOB – Auswertungen
    Darstellung
    1. Zum Datenmaterial -
    1.1 Monatsmittel der Vogelbeobachtungen 1a
    1.2 ORNOB – Vergleich mit GARZ 1b
    1.3 ORNOB – Jahressummen 1c
    2 Vogelartenhäufigkeiten 2
    2.1 Bemerkungen zu den Vogelarten -
    3 Mengenangaben 3
    3.1 Einige Angaben zu hohen Mengen -
    4 Flughöhen 4
    4.1 Markante, gesicherte Flughöhen -
    5 Zugrichtungen 1. + 2. Halbjahr, Jahresanalyse 5a,b,c
    6 Beobachtungszeiten 6
    7 Grundwetterzustand 7

    II VOGELSCHLAG – Auswertungen

    8. Zum Datenmaterial -
    8.1 VS – Jahressummen 8a
    8.1.1 VS – Monatsverteilungen 8b1
    8.1.2 VS – Jahreszeitenverteilungen 8b2
    8.1.3 VS – Tageszeitbereiche ab 1984 8c1
    8.1.4 VS – Stundenbereiche 8c2
    8.2 VS – Höhen 8d1
    8.3 VS – Flugphasen 8d2
    8.4 VS – Aufschlagstellen 8d3
    8.5 Beteiligte Vogelarten 8e
    8.6 VS – Risiko – Warnungen 8f

    III ANHANG

    A: 50 km – Bereich von PEENEMÜNDE
    B: ORNOB-Aufstellung, Flugplatzansicht
    C: Vogelschlagaufstellung
    D: ILN-Gutachten

    Die meisten Angaben liegen als Dateien vor (außer den Darstellungen).


    6. Schlußbemerkungen · Fazit

    Ziel der Bemühungen für eine so genannte „ornithologische Sicherstellung“ war die Warnung aller Flieger- und Hubschrauberkräfte vor den Gefahren einer Kollision zwischen Luftfahrzeugen und Vögeln.

    Dazu gehörte eine möglichst umfassende Beobachtung von ornithologischen Situationen und ihrer zeitlichen und räumlichen Veränderungen in Abhängigkeit von den Tages- und Nachtzeiten sowie des aktuellen Wetters und dessen Entwicklung. Dieses Ziel wurde mit den in dieser Chronik aufgeführten Maßnahmen versucht, in den Griff zu bekommen.

    In der Endkonsequenz kam es etwa ab 1984/85 zu einem organisierten Beobachtungs- und Meldedienst von Vogelbewegungen und deren wissenschaftlichen Interpretation durch (ziviles) Fachpersonal. Die Schlussfolgerungen wurden bei Notwendigkeit in der täglichen „Cheflage“ durch den LMD (bzw. seinem Vertreter) im Kdo. LSK/LV, ggf. mit entsprechenden Vorschlägen gemeldet. Auf dieser Grundlage kam es dann zu Anweisungen über die Einschränkungen von Flügen z.B. für bestimmte Flughöhen oder Flugzeitenplanungen. Durch diese Maßnahmen nahmen Vogelschläge während der kritischen Vogelzugzeiten nachweisbar allerdings nicht zu.

    Betrachtet man die absoluten Vogelschlagszahlen, so war keine Verringerung zu erkennen, im Gegenteil, sie nahmen deutlich zu, obwohl die Flüge nicht wesentlich mehr wurden. Dies war offensichtlich auch auf eine zunehmende Sensibilisierung des beteiligten Personals an dieser Problematik zurück zu führen.

    Außerdem wurde 1988/89 vorübergehend mit Garz auf Usedom ein Flugplatz mit erhöhtem VS-Risiko in Betrieb genommen, der die Fallzahlen stark nach oben beeinflusste. Als eine weitere Besonderheit kam hinzu, dass die Hubschrauberkräfte wesentlich häufiger Kollisionen mit Vögeln meldeten, als dies bisher der Fall war.

    Wirksame Maßnahmen einer „vogelunfreundlichen“ Gestaltung des Flugplatzumfeldes waren nach 1990 mit der Einrichtung ornithologischen Mini-Stationen vorgesehen.

    Der Geophysikalische Beratungsdienstdienst der Bundeswehr überprüfte nach 1990, ob eine Übernahme des NF-10 zweckmäßig sei – er wurde bis auf den Sammelbegriff „ORNOB“ und ohne Konsultation mit ehemaligen NVA Experten und möglicher Konsequenzen verschiedener Art (natürlich) abgelehnt. Übrigens genau so wie man „m/s“ gegen das mittelalterliche „Knoten“ zurück stufte. Sogar „Meter“ musste dem „Fuß“ bei Höhenangaben weichen – angeblich weil dies weltweit so angewandt wurde.

    Allerdings übernahm man die Möglichkeit, ornithologische Erscheinungen auch durch zivile Stationen zu melden.

    Eine ausführliche Darstellung der wissenschaftlichen und operativen Zuarbeiten zum Vogelschlagproblem durch das ILN gab Dr. F.Erdmann in „Vogel und Luftverkehr“ Heft 2/91 (ISSN 0721-4251) auf den Seiten 98 bis 115.

    2. Revision September 2014 ÷ hg & fk
    1. Revision August 2013 ÷ hg